Savannah Park

Savannah Park

Wolfgang Kramer und Michael Kiesling sind jeder für sich genommen ja schon Spieleautoren, die einen gewissen Legendenstatus unter der Autorenzunft genießen. Michael Kiesling hat erst vor ein paar Jahren mit Azul einen modernen Klassiker geschaffen und Wolfgang Kramer hat insgesamt fünfmal den Preis für das Spiel des Jahres gewonnen, davon zweimal zusammen mit Kiesling. Zusammen sind die beiden ein Autorenduo, dass es seit Jahren wirklich in sich hat und immer wieder sowohl kleine wie auch große Spiele auf den Markt bringt, die die Spielerschaft zu begeistern wissen. Erst im letzten Jahr ist es erneut passiert, dass ein Spiel von beiden beim neugegründeten Spieleverlag Deep Print erschienen ist, dass ein wenig Aufsehen erregen konnte. Savannah Park sieht dabei auf den ersten Blick nüchtern aus, denn heutzutage ist ein so schlichtes Spiel eher selten. Ein paar Holzfiguren und ansonsten nur sehr viele Pappplättchen und Spielbretter, mehr braucht es hier nicht, damit die beiden Meister ihres Fachs ein Spiel entwickeln, dass trotz der Einfachheit für Spielspaß sorgt.

Worum geht es?

Im Kern ist Savannah Park eher ein abstraktes Spiel, bei dem es darum geht sechs unterschiedliche Tiere auf einem Spielbrett so in Gruppen zusammenzupuzzeln, dass sie uns bei Spielende die meisten Punkte einbringen. Um dieses Ziel zu erreichen drehen wir einmal sämtliche Teile auf links, soll heißen sie liegen zu Beginn auf der einen Seite auf unserem Brett und jede Runde wird ein bestimmtes umgedreht und wir müssen es woanders neu einsetzen. Nachdem alle umgebaut wurden, endet das Spiel und die Punkte werden gezählt. Die meisten Punkte gewinnen wie üblich.

Savannah Park – Spielaufbau für einen Spieler / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

So simpel wie ich es angedeutet habe ist es tatsächlich auch. Aber fangen wir vorne an. Bis zu vier Spieler*innen können teilnehmen und jede*r erhält eine Schachtel mit Plättchen und ein paar Holzfiguren, sowie ein Spielerboard. Ein Zählbrett mit Zählleiste liegt noch in der Mitte des Tisches aus. Die Spielerboards haben zwei Seiten, eine für eine Standardpartie und eine freie Seite auf der unterschiedliche Startaufstellungen selbst angelegt werden können. Das standard Spielerboard zeigt jede Menge Hexfelder. Auf dem Feld ganz in der Mitte ist ein Felsen abgebildet und des weiteren befinden sich auf manchen Feldern noch Bäume und Gras. Auf drei weiteren Feldern sind Buschfeuer abgebildet. Je eines mit einem, zwei und drei Bäumen die Feuer gefangen haben.

Savannah Park – Erstes Plättchen umgelegt / Foto: Spieltroll

Die Plättchen der Spieler*innen haben zwei farbig unterschiedliche Seiten. Die eine ist einfach gelb und die Rückseite ist jeweils in der Spielerfarbe gestaltet. Alle Spieler*innen verteilen die Plättchen zufällig auf den freien Feldern ihres Spielbretts, so dass die gelbe Seite zu sehen ist. Zwei Plättchen bleiben übrig und diese werden auf zwei Grasfelder gelegt, die sich die Spieler*innen selber aussuchen können. Die Spieler*innen stellen ihre*n Zählstein, einen kleinen Ranger, auf das Feld „Null“ der Zählleiste. Zusätzlich hat jeder noch einen Erdmännchenstein, der zunächst am Rand des Spielfelds platziert wird. Ein*e Startspieler*in wird bestimmt und die Partie gestartet.

Savannah Park – Unterschiedliche Tierarten an einem Wasserloch / Foto: Spieltroll

Bevor es losgeht sei noch erwähnt, dass auf den Plättchen insgesamt sechs Tierarten abgebildet sind: Zebras, Nashörner, Elefanten, Antilopen, Strausse und Giraffen. Es gibt je ein Plättchen mit eins, zwei und drei Exemplaren des jeweiligen Tiers. Hinzu kommen noch jeweils ein Exemplar des Tiers mit einem Wasserloch, sowie je zwei und drei unterschiedliche Tiere mit Wasserloch und ein Wasserloch mit allen sechs Tieren. Jede*r Spieler*in hat genau die gleichen Plättchen nur an unterschiedlichen Positionen auf seinem Spielbrett liegen. Ist jemand an der Reihe wird ein Plättchen ausgesucht und klar benannt. Es wird aufgehoben, das Erdmännchen an seine Position gestellt um anzuzeigen, dass dieses Feld nicht besetzt werden darf und anschließend muss das Plättchen umgedreht und an anderer Stelle wieder eingebaut werden. Zunächst sind nur Gras- und Baumfelder frei, denn auf ihnen können Plättchen abgelegt werden. Der Fels und die Feuer müssen immer frei bleiben. Dann ist reihum jede*r einmal an der Reihe und wählt ein Plättchen, alle setzen es um und so weiter und so fort.

Savannah Park – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Das ist jetzt keine große Kunst bis hierhin, aber nun kommen die Punkteregeln hinzu. Die Gras- und Baumfelder bringen am Ende, wenn sie noch sichtbar sind ein und drei Punkte. Die meisten Punkte werden aber über Tiere und Wasserlöcher gemacht. Unsere Aufgabe ist es nämlich möglichst große Tiergruppen der gleichen Sorte zusammenzubringen und das auch noch mit Wasserlöchern zu verbinden. Von jeder Tiersorte gibt es insgesamt elf Exemplare auf den Plättchen und in einer Gruppe können maximal drei Wasserlöcher platziert sein, weil jedes Tier maximal an drei Wasserlöchern vertreten ist und so wird hier für die Punkte einfach die Tieranzahl mit der Zahl der Wasserlöcher multipliziert. Das wird für jede Tierart am Schluss so durchgeführt.

Savannah Park – Platzierungsregeln / Foto: Spieltroll

Das wirkliche Salz in der Suppe sind aber die drei Buschfeuer, denn diese vertreiben Tiere. Am Ende werden diese nämlich zuerst überprüft. Neben ihnen dürfen nämlich keine Tiere in der gleichen Anzahl wie die der abgebildeten Feuer angelegt sein. Also zwei Zebras neben dem Buschfeuer mit zwei brennenden Bäumen wird abgelegt. Das verkompliziert die Sache dann doch ganz schön und sorgt für sehr wenig Platz auf dem Brett. Hier müssen Kompromisse eingegangen und es sollte taktisch klug gehandelt werden.

Savannah Park – Plättchen zur Modifizierung des Spielbretts / Foto: Spieltroll

Mehr ist Savannah Park nicht. Ein simples schnell erlerntes und auch schnell gespieltes Familienspiel, dass aber genug Tiefe mitbringt, um es immer wieder auszuprobieren. Wer dann vom Standardbrett gleangweilt ist, kann die Rückseite bemühen und sich seine eigenen Felder erstellen. Für jeden Spieler sind Baum-, Gras- und Feuerplättchen im Spielmaterial vorhanden, um alternative Spielfelder zusammenzubasteln. Für kleinere Kinder wird auch eine Variante geboten, die stark vereinfacht ist und auch für diejenigen, die etwas mehr wollen gibt es eine Löwenvariante, bei der zusätzliche Löwenspielsteine ins Spiel integriert werden. Zu Beginn wird der Löwe auf ein Grasfeld gesetzt und die Spieler*innen haben nun immer die Möglichkeit auch das Feld mit dem Löwen auszuwählen. Tun sie das, so erhalten sie sofort soviele Punkte, wie Tiere auf dem versetzten Plättchen abgebildet waren. Der Löwe wird danach entweder auf ein neues freies Feld, ein Gras- oder Baumfeld versetzt und kann danach erneut Punkte bringen. Eine Variante die noch ein wenig mehr Planung und Weitsicht erfordert.

Zu guter letzt gibt es auch noch eine Solovariante bei der aber lediglich versucht wird eine bestimmte Punktezahl zu erreichen.

Savannah Park – Reihenfolge der Zählung am Ende des Spiels / Foto: Spieltroll

Das Fazit

Wer meine Top 10 des Jahres 2021 gelesen hat, wird wissen, das ich recht viel von Savannah Park halte. Dort erwähnte ich es zumindest als weiteres gutes Spiel, auch wenn es nicht unter die zehn Spiele gekommen ist. Warum es dann doch nicht so weit oben platziert ist hat ebenfalls ein paar Gründe aber da kommen wir gleich zu, denn zunächst folgt die Lobhudelei. Savannah Park verbreitet bei mir eine Art Retrofeeling. Das Spiel hat kein besonderes Material, es sieht nicht besonders toll aus, aber es hat Charme und weiss zumindest mich durch seine Schlichtheit zu überzeugen. Das Spielprinzip ist so simpel, dass es innerhalb von ein paar Minuten erklärt und auch erlernt werden kann. Die Regeln könnten auf einem Bierdeckel geschrieben stehen und es würde ausreichen. Trotz alledem ist es ein schönes Spielgefühl, dass mich in die Vergangenheit zurückversetzt, als Spiele meist nicht aus mehr als ein bißchen Pappe und ein paar Holzfiguren bestanden haben. Mehr braucht es nämlich eigentlich gar nicht. Das ist eine Grundhaltung, von der sich einige Materialschlachten der Kickstarterzeit mal eine Scheibe abschneiden könnten. Ich verstehe Deep Print und speziell Savannah Park als Gegenentwurf zu diesen Spielen.

Savannah Park – Spielschachtel für einen Spieler / Foto: Spieltroll

Spielerisch habe ich rein gar nichts an Savananh Park auszusetzen. Es ist rund und passt. Die Spieler*innen grübeln zwar vor sich auf ihren Tableaus hin, aber dadurch das die Wahl des Plättchens alle betrifft ist immer auch viel Diskussion und Gespräch am Tisch. „Nein, nicht das ejtzt schon!“ oder „Willst du nicht lieber ein anderes Nashorn nehmen?“ sind Sätze die recht häufig bei unseren Partien gefallen sind. Das einzige was erwähnt werden sollte ist das unbeliebte überanalysieren für das Savannah Park anfällig ist. Sollte ein*e solche*r Spieler*in am Spiel beteiligt sein, kann es zu unschönen Wartezeiten kommen. Das ist aber ein Problem der Spieler und nicht des Spiels, von daher kann es Savananh Park nicht angelastet werden.

Savannah Park – Spielschachteln der einzelnen Spieler in der Box / Foto: Spieltroll

Was verhagelt also den Gesamteindruck ein wenig werdet ihr euch fragen? Die Optik, die ich eben noch gelobt habe ist dafür verantwortlich. Aber nicht weil sie schlicht oder langweilig wäre, sondern weil die Farben nicht gut gewählt sind und bei einer der Farben (das helle graublau), die Wasserlöcher zu schnell übersehen werden. Generell ist das Design ziemlich retro, das erklärt aber halt nicht, warum keine kräftigeren Farben genommen wurden, die sich deutlicher unterscheiden und der Spielbarkeit besser getan hätten.

Insgesamt betrachtet gefällt mir Savannah Park aber ziemlich gut und wird für längere Zeit bei uns einziehen, da hier immer gerne eine Partie zwischendurch oder mit Neulingen gespielt werden kann ohne großen Aufwand zu erleben. Kramer und Kiesling haben hier wieder bewiesen, dass sie wissen, worauf es bei einem Spiel eigentlich ankommt.


  • Verlag: Deep Print, Pegasus Spiele
  • Autor(en): Wolfgang Kramer, Michael Kiesling
  • Illustrator(en): Annika Heller
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Spieleranzahl: 1 – 4
  • Dauer: 20-40 Minuten

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