Cascadia – Im Herzen der Natur

Cascadia

Ich habe ja in dem ein oder anderen Monatsbericht schon davon geschrieben, wie fantastisch Cascadia bei uns ankam. Folgerichtig kommt hier nun die Review zum Spiel und schon von vornherein prangt auf der Schachtelabbildung mein Orden für die ganz fantastischen Spiele, die es da draußen so gibt und die sich für euch meiner Meinung nach lohnen werden, wenn ihr sie ausprobiert und einen ähnlichen Geschmack besitzt, was Spiele angeht. Bei Cascadia gehe ich sogar soweit zu sagen, dass wir hier wohl einen der heißesten Anwärter auf einen Nominierten zum Spiel des Jahres vorliegen haben. Über Cascadia geistern bestimmt schon superviele Reviews und Rezensionen in der Welt herum, denn die englische Version geistert nun schon eine ganze Weile herum und so ziemlich jede*r dürfte sich über die Vergleiche zwischen Cascadia und Calico abgearbeitet haben. In meinem Fazit werde ich auch kurz darauf eingehen, aber außer das beide Spiele von Beth Sobel illustriert, von Flatout Games stammen und beide mit einem C beginnen, haben sie gar nicht mal soviel gemeinsam. Eigentlich sind sie sogar zwei ziemlich verschiedene Spiele. Egal. Hereinspaziert Freunde des gepflegten Legespiels. Hier kommt ihr voll auf eure Kosten!

Worum geht es?

Rein thematisch bewegen wir uns in Kaskadien, einem Gebiet im Nordwesten des nordamerikanischen Kontinents. Kaskadien erstreckt sich von Kanada bis hin nach Washington und Oregon in die USA und bezeichnet das Gebiet hinter der Kaskadenkette, einem Vulkangebirge, dass sich entlang der Küstenlinie bewegt. Die Region zeichnet sich durch eine reiche Flora und Fauna aus und genau um die Fauna geht es in diesem Spiel. Nein, natürlich nicht, die Spieler*innen müssen in Cascadia nur kleine Tierchips auf die richtigen Gebietsplättchen legen, um jede Menge Punkte zu verdienen. Das Thema ist wie so häufig total egal. Wer am Ende sowohl die Tierplättchen nach ihren Vorgaben am besten platziert hat, als auch die größten Gebiete aus den Gebietsplättchen gebaut hat, wird gewinnen.

Cascadia – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Wie sich das für ein potentielles Spiel des Jahres gehört, sind sowohl der Spielaufbau, als auch die Spieldurchführung recht simpel und durchaus schnell erledigt. Cascadia besteht nur aus recht wenig verschiedenen Spielmaterialien. Zum einen wären da die schon erwähnten Gebietsplättchen in sechseckform. Fünf verschiedene Gebiete (Gebirge, Wald, Fluss, Prärie und Feuchtgebiet) werden auf ihnen dargestellt, viele zeigen auch mehrere Gebiete. Insgesamt gibt es 85 dieser Gebietsplättchen und neben der Geländeform sind auch immer noch ein bis drei der fünf Tiersorten (Rotfüchse, Grizzly Bären, Königslachse, Wapiti Hirsche und Rotschwanzbussarde) auf ihnen abgebildet. Die Plättchen die nur ein Gebiet zeigen besitzen zusätzlich noch ein Zapfensymbol. Als Startgebiete gibt es noch fünf unterschiedliche aus drei Plättchen zusammenhängende Gebiete.

Neben den Gebietsplättchen existieren auch noch 100 hölzerne Tierchips für die fünf Tierarten des Spiels. Jedes Tier kommt so auf zwanzig Chips, die alle in den mitgelieferten grünen Stoffbeutel durchgemischt werden. Ansonsten gibt es nur noch 25 Zapfenplättchen, die als Vorrat bereitgelegt werden, einen Wertungsblock für das Spielende, sowie für jede Tiersorte vier Wertungskarten plus eine Wertungskarte für ein vereinfachtes Spiel. Mehr Material braucht es für Cascadia gar nicht.

Cascadia – Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Der Spielaufbau hängt in punkto der Gebietsplättchen von der Spieler*innenanzahl ab. Insgesamt kann mit bis zu vier Personen gespielt werden und für das Spiel werden pro Spieler*in 20 Plättchen benötigt und am Ende noch drei weitere hinzugefügt. Das heisst, das die anderen zufällig entfernt werden und der Rest wird verdeckt gemischt und in Stapeln bereitgelegt. Die Spieler*innen einigen sich auf die benutzen Wertungskarten oder wählen sie zufällig aus. Wichtig ist nur, das pro Tierart eine Karte mitspielt. Für die Erstpartie mit den normalen Regeln wird der Kartensatz A empfohlen. Für ein Spiel mit vereinfachter Wertung werden die einzelnen Tierkarten aber gar nicht benötigt. Für diesen Zweck liegt eine weitere einzelne Wertungskarte bereit. Nachdem klar ist, wie dies Spieler*innen am Ende des Spiels werten, legen alle ihre Startplättchen vor sich aus und eine Auslage aus vier Paaren Gebiets- und Tierplättchen wird gebildet. Es muss immer klar erkennbar sein, welches Tierplättchen zu welchem Gebietsplättchen gehört. Dann kann losgespielt werden.

Cascadia – Spielzug / Foto: Spieltroll

Ein Spielzug ist denkbar einfach und besteht aus vier simplen Schritten. Zunächst wird die Auslage auf Überbevölkerung überprüft und das bedeutet nichts anderes als das geschaut wird, ob drei oder vier gleiche Tierplättchen ausliegen. Liegen vier gleiche Tiere in der Auslage müssen sie ausgetauscht werden und es werden vier neue Tiere aus dem Beutel gezogen. Bei drei gleichen Tieren darf getauscht werden. Es besteht aber kein Zwang. Dann muss eine Kombination aus beiden Plättchen genommen werden. Es dürfen immer nur zusammengehörige Paare gewählt werden. Nur über einen eingesetzten Zapfen ist es möglich eine Kombination aus nicht zusammengehörenden Plättchen zu wählen. Außerdem ist es für den Einsatz eines Zapfens auch möglich beliebig viele Tierplättchen durch neue austauschen zu lassen. Anschließend werden beide Plättchen in den Spielbereich eingebaut. Gebietsplättchen können immer irgendwo angelegt werden. Es muss nicht passend Gebiet an gleiches Gebiet gelegt werden, je größer die Gebiete einer Gebietssorte, desto besser aber für die Wertung.

Cascadia – Spielzug mit Zapfen / Foto: Spieltroll

Die Tierplättchen dürfen aber immer nur auf Gebietsplättchen gelegt werden, auf denen die Tierart auch abgebildet ist. Sollte das nicht möglich sein, wandert das Plättchen zurück in den Beutel. Wird ein Plättchen mit Zapfensymbol belegt, so erhält der- oder diejenige ein Plättchen aus dem Vorrat und kann dieses später wie beschrieben einsetzen. Danach wird nur noch die Auslage wieder aufgefüllt und der oder die nächste Spieler*in ist an der Reihe. Das geht solange genauso um den Tisch, bis jeder zwanzig mal eine Plättchenkombination gewählt hat und dann ist das Spiel passender Weise, wenn die Auslage nicht mehr mit Gebietsplättchen aufegefüllt werden kann, zu Ende.

Cascadia – Wertungskarten / Foto: Spieltroll

Wie können wir also Punkten? Zunächst gibt es Punkte für die Tierwertungskarten, die uns für jede der fünf Tiersorten verrät, wie gepunktet wird. Gehen wir doch den A-Satz kurz einmal durch. Die Grizzlys wollen Paare bilden ohne das auf Nachbarfeldern weitere Grizzlys rumlungern. Je mehr Paare wir in unserem Gebiet unterbringen können desto mehr Punkte. Wapitis wollen Reihen in unserer Auslage bilden. Ein Tier kann dabei aber immer nur Teil einer Reihe sein. Je nach Länge von ein bis vier Tieren gibt es mehr Punkte. Lachse wollen gern in einer zusammenhängenden Kette in deinem Gebiet verbringen. Je nach Länge von bis zu sieben Tieren gibt es mehr Punkte. Die Bussarde sind Einzelgänger und wollen direkt um sich herum keine weiteren Bussarde. Je mehr Bussarde in unserer Auslage, desto mehr Punkte. Zu guter letzt noch die Füchse, die sehr gesellig sind und gerne soviele verschiedene Tiere wie möglich um sich herum scharen. Auch hier gilt je mehr verschiedene, desto mehr Punkte. Genau aus der Kombination dieser Wertungsbedingungen erzielt das Spiel seine Schwierigkeit. Nach den Tieren sind aber noch die Gebiete dran und hier ist es ganz einfach. Wir erhalten einen Punkt für jedes Teil eines zusammenhängenden Gebiets jeder Sorte. Sollte unser Gebiet dann sogar noch das größte oder zweitgrößte (nicht bei zwei Spielern natürlich) am Tisch sein erhalten wir noch Bonuspunkte. Auch übriggebliebene Zapfen bringen je einen Punkt.

Cascadia – Unterschiedliche Wertungskarten für das gleiche Tier / Foto: Spieltroll

Für Spieler*innen denen das zu kompliziert ist, gibt es noch eine vereinfachte Wertung, bei der Gruppen gleicher Tierarten einfach Punkte bringen. Auch ein Solomodus ist entahlten, der sehr vielfältige Möglichkeiten bietet und auch für eine Kampagen mit einer Gruppe geeignet ist, die Lust haben das letzte aus Cascadia herauszuholen.

Das Fazit

Cascadia ist in seiner Einfachheit und Eleganz ganz großes Kino und hievt ganz nebenbei eine weitere Ebene in das Legespieleinerlei. Bei Cascadia müssen sich die Spieler*innen mit einem zweilagigen Legespiel auseinandersetzen. Es reicht nicht nur Plättchen zu legen, sondern auf diese auch noch Tierplättchen obendarauf. Während die unteren das Fundament durch eine im Prinzip simple Mehrheitenmechanik am Schluss bilden, kommt durch die Tiere mit ihren je nach Partie speziellen Punktevorgaben, der nötige Tiefgang in das Spiel. beides funktioniert nur gut im Einklang, denn die Voraussetzungen für die Tiere wird ja bereits mit den Gebietsplättchen gesetzt. Die Spieler*innen haben doch recht viel abzuwägen, aber, und hier komme ich nun auf den Vergleich mit Calico zu sprechen, Cascadia schränkt einen mit zunehmender Spieldauer nicht ein, sondern weitet sich immer mehr. Während Calico ein sehr dichtes und immer zuschnürrenderes Erlebnis wird und am Ende kaum noch Möglichkeiten für gute Züge überbleiben, weil alles so eingeschränkt ist, ist Cascadia eher das Spiel der Möglichkeiten. Überall können weitere Geländeplättchen angelegt werden und bieten weitere Möglichkeiten für die Tiere. Wir können einfach immer etwas sinnvolles mit unseren Plättchen machen, wenn wir nicht komplett verpeilt sind und uns selber zu sehr einschränken.

Cascadia – Tierplättchen / Foto: Spieltroll

All das macht Cascadia auch für Anfäger*innen und Wenigspieler*innen zu einem beherrschbaren, super vonderhandgehenden Spiel, dass für mich in der letzten Zeit Seinesgleichen sucht. Eine ähnlich simple, doch fordernde und elegante Spielerfahrung hatte ich zuletzt gefühlt mit dem ersten Azul. Es macht optisch auf dem Tisch natürlich nicht ganz soviel her, aber spielerisch gefällt es mir tatsächlich noch einen Ticken besser. Auch für etwas mehr Abwechslung ist bei Cascadia gesorgt. Die Kombination der verschiedenen Wertungskarten sorgt für genügend Abwechslung und auch die für die Kampagne angedachten Spielmodi bringen für Fans des Spiels erstmal genug Spielfutter mit.

Leute die Legespiele mögen, werden Cascadia und seine Eleganz lieben. Vielspieler*innen, die eine gewisse Komplexität erwarten, werden hier ebenfalls mit spannenden Punktemöglichkeiten abgeholt. Auch Gelegenheitsspieler*innen dürfte Cascadia gefallen, weil es keine hohen Ansprüche an seine Spieler*innen stellt, aber dennoch gut zu unterhalten weiss. Ich empfehle Cascadia uneingeschränkt und sehe es definitv als einen der drei Nominierungskandidaten für das Spiel des Jahres 2022 an.


  • Verlag: KOSMOS
  • Autor(en): Randy Flynn
  • Illustrator(en): Beth Sobel
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
  • Dauer: 30 – 45 Minuten

6 Gedanken zu „Cascadia – Im Herzen der Natur“

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