The Loop – Dr. Foo schlägt zurück… zurück… zurück…

The Loop

Das ich in einem Monat gleich zwei Prädikatsträger auszeichnen darf, hätte ich mir eigentlich auch nicht träumen lassen. Aber The Loop von Maxime Rambourg und Théo Rivière, welches schon seit letztem Jahr hier bei uns herumdümpelte, ist tatsächlich so gut, dass ich nicht daran vorbeikommen kann. Die beiden Autoren sind auch keine unbeschriebenen Blätter und sprechen an sich schon für eine gewisse Qualität. Maxime Rambourg dürfte den meisten durch Das Grimoire des Wahnsinns bekannt sein und Théo Rivière fand hier erst vor kurzem mit Draftosaurus Erwähnung und hat unter anderem auch Naga Raja mit zu verantworten. Zwei Franzosen also, die mit The Loop ein verrücktes, kooperatives Meisterwerk erschaffen haben. Verrückt und durchgeknallt sind die ersten Vokabeln die mir hier in den Sinn kommen, wenn ich mir das knallbunte Spiel und sein Zeitreise-Thema anschaue. Genau diese beiden Dinge dürften auch dafür verantwortlich sein, dass The Loop schon so lang in unserem Regal auf seinen Einsatz wartet. Meine Frau hatte nämlich nie Lust es zu spielen, weil es zu grell und verrückt wirkte und um Zeitreisen ging. Nun ist sie aber geheilt und ist einer der größten Fans des Spiels, was ich nicht nur gutheiße, sondern exakt genauso bin.

Worum geht es?

Okay, das könnte jetzt alles ein wenig seltsam klingen. In The Loop verkörpern die Spieler*innen Zeitagenten von „der Agentur“ welche sich im Jahr 1985 während der Blütezeit der Technologie auf die Jagd nach dem Erzbösewicht Dr. Foo begeben, welcher eine Zeitmaschine erfunden hat, mit der er die Raumzeit des Universums falten kann. Das tut er um das Ende aller Zeiten näher kommen zu lassen und erschafft dabei in immer neuen Zeitlinien Duplikate von sich selbst. Die Aufgabe der Zeitagenten besteht nun darin, den Duplikaten einhalt zu gebieten und genügend Teile dieser teuflischen Zeitmaschine zu zerstören, damit Dr. Foo seinen Plan nicht beenden kann. Bis zu fünf Spieler*innen schlüpfen dabei in die Rollen der Zeitagenten: Zeitstreunerin, CZTWYZZEK, Mister Time, Robofinisher 404 und V-Girl. Gemeinsam erliegen sie dem teuflischen Plan Dr. Foos oder zerstren die Zeitmaschine rechtzeitig.

The Loop – Spielaufbau für zwei Spieler*innen / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

The Loop ist ein komplett verrückter Spaß. Die Spieler*innen reisen duch sieben verschieden Ären der Zeit, beseitigen Duplikate, entfernen Zeitrisse, zerstören Maschinenteile und sammeln Zeitartefakte und das alles, bevor Dr. Foo genügend Vortexe erschaffen hat, bevor es unmöglich ist den Effekt seiner Zeitmaschine umzukehren.

The Loop – Spieler*innen Auslage / Foto: Spieltroll

Der Spielaufbau bedarf ein klein bißchen Vorbereitung, denn es gibt schon eine Menge unterschiedliche knallbunte Komponenten. Zentrales Element ist das siebeneckige Spielbrett, dass in der Mitte des Tisches ausliegen sollte. Mittig wird die Zeitmaschine in ein Loch hineingesteckt. Die Zeitmaschine ist im Prinzip ein Mini-Würfelturm mit drei Ausgängen. Das Spielbrett ist in sieben Zeitären eingeteilt. Die Zeitmaschine ist immer so ausgerichtet, das ihre drei Ausgänge auf drei benachbarte Ären zeigen. Die sieben abgebildeten Ären ergeben im Uhrzeigersinn eine Zeitschleife und beginnen mit dem Anbeginn der Zeit und Enden natürlich mit dem Ende aller Zeiten, dann schließt sich der Kreis und beginnt von vorn. Nicht der einzige Loop den wir begegnen werden. An die Ränder jeder Äre werden verdeckt sieben Maschinenteile angelegt. Insgesamt gibt es zehn verschiedene. Nach dem Spielaufbau werden zwei dieser Teile umgedreht und ziegen so zwei Missionen für unsere Agenten an. Um zu gewinnen müssen die Spieler*innen vier dieser Missionen schaffen. Sobald eine Mission erfüllt ist, wird eine neue umgedreht.

The Loop – Hauptquartier / Foto: Spieltroll

Neben diesem Hauptspielplan gibt es noch ein weiteres wichtiges Tableau, dass das Hauptquartier der Agenten darstellt. Auf diesem werden die Artefakt- und Fookarten abgelegt. Außerdem stehen hier alle wichtigen Informationen. In der Mitte, werden je nach Spielmodus die Siegebdingungen und Spezialregeln dargestellt. Die Spieler*innen erhalten ihr Spielmaterial in Form einer Agentenübersicht, sowie einer Figur und ihrem Startdeck, welches aus jeweils sechs Karten besteht. Das weitere Spielmaterial in Form eines Beutels mit Fooduplikaten, sowie roten Zeitriss- und grünen Energiewürfeln wird als Vorrat bereitgelegt.

The Loop – Fookarte Anbeginn der Zeiten / Foto: Spieltroll

Bevor es losgehen kann, werden nun noch zwei Karten vom Foostapel gezogen, der aus genau sieben Karten (für jede Ära eine) besteht. Diese Karten zeigen uns die beiden Gebiete an, in denen wir die Maschinenteile umdrehen und die Missionen zum Vorschein kommen. Zusätzlich legen wir in beide Gebiete je einen roten Würfel. Außerdem Danach mischen wir den Stapel erneut und legen ihn wieder an seinen Platz. Als nächstes ziehen wir Duplikate aus dem Beutel und platzieren sie auf dem Spielbrett. Die Anzahl hängt von der Anzahl der Mitspieler*innen ab. Zu dritt sind es zum Beispiel fünf. Wir ziehen diese der Reihe nach. Die Duplikatplättchen haben zwei Seiten. Die eine zeigt uns durch das Symbol der Ära in welche wir das Duplikat legen müssen. Die zweite Seite zeigt das Gesicht von Dr. Foo und teilt uns ebenfalls eine Ära mit, in die diese Kopie von Dr. Foo eigentlich gehört. Zu guter letzt ziehen wir wiederum gemäß der Spieler*innenanzahl Artefaktkarten vom Stapel. Durch ihre Farbe können sie einer Ära zugeordnet und entsprechend an den Rand der Ära gelegt werden.

The Loop – Zeitmaschine mit Zeitrissen 7 Foto: Spieltroll

Die Aufgabe der Spieler*innen ist es die Maschinenteile zu zerstören. Die Missionen geben ihnen dafür Aufgaben vor. Eine Aufgabe könnte zum Beispiel sein, fünfmal einen Zeitriss aus Dr. Foos Ära zu entfernen. Dr. Foos Ära ist immer die Ära in die der mittlere Ausgang der Zeitmaschine zeigt. Eine andere zum Beispiel könnte besagen, dass während ein Zeitagent in einer Ära steht, sich keine Zeitrosse und Duplikate dort befinden dürfen. Diese Bedingung muss in drei verschiedenen Ären im Spielverlauf erfüllt sein. Die Missionen zu erfüllen stellt für die Spieler*innen in der Tat die einzige Art zu gewinnen dar. Um das zu schaffen geht es eigentlich die ganze Zeit für die Spieler*innen nur darum, Zeitrisse zu entfernen und Duplikate zu verschieben, während Dr. Foo eben permant Zeitrisse und Duplikate erschafft.

Eine Spielrunde sieht dabei in etwa so aus: Zunächst ist Dr. Foo an der Reihe. Das Hauptquartier gibt uns zur Erinnerung genau vor, was zu tun ist. Zuerst ziehen wir ein Duplikat aus dem Beutel und platzieren es. Dann ziehen wir ein Artefakt vom Stapel und legen es ebenfalls offen aus. Im Anschluß decken wir die oberste Karte des Foostapels auf. Diese zeigt uns die Region, in der sich Dr. Foo in diesem Zug aufhält. Die Zeitmaschine wird entsprechend ausgerichtet. Nun erschafft Dr. Foo Zeitrisse, unzwar genau zwei plus die Anzahl der Duplikate in der Region. Wir nehmen die Anzahl roter Würfel und schmeißen sie von oben in den Würfelturm und diese kullern in die drei möglichen Regionen. Wir legen diese an die Maschinenteile an, denn jedes dieser Teile hat drei Felder für Zeitrisse. Sollte irgendwann ein vierter Würfel in eine Ära fallen, wird die Maschine in einen Vortex verwandelt. Das ist ganz schlecht, denn sollten sich drei Vortexe im Spiel befinden haben die Spieler*innen sofort verloren. Ein Vortex zerstört ganz nebenbei sämtliche Artefakte der Ära die dort ausliegen.

The Loop – Platzieren eines Duplikats / Foto: Spieltroll

Nun geht es weiter mit der Aktionsphase. In der Aktionsphase ist immer nur ein*e Spieler*in an der Reihe und darf drei Aktionen machen. In der Auslage vor den Spielern befindet sich die Agentenkarte, sowie offen drei Karten des Decks die Artefakte darstellen. Die Karten haben alle Effekte, die das Spiel in der Art beeinflussen, dass sie mit Zeitrissen, Energiewürfeln, Duplikaten und oder Bewegungen von uns selbst und anderen Agenten agieren. Neben diesen Fähigkeiten sind sie auch immer noch einer Form von Dimension zugeordnet. Das äußert sich durch ein Symbol oben links auf der Karte. Insgesamt gibt es vier Dimensionen: Wirbel, Streifen, Sterne und Schwarze Löcher. Wozu diese dienen folgt in kürze. Ein Agent darf nun Aktionen ausführen und es gibt genau drei unterschiedliche Aktionsmöglichkeiten im Spiel. Es dürfen alle Aktionen in beliebiger Reihenfolge und so oft es möglich ist durchgeführt werden.

Zunächst gibt es eine Bewegungsaktion mit der die eigene Agentenfigur um eine Ära nach links oder rechst bewegt werden kann. Das funktioniert aber nur, wenn sich auch ein Energiewürfel in der Ära befindet, den ich verbrauchen kann. Einmalig pro Aktionsphase darf ich meine Agentenkarte auch umdrehen um eine freie Bewegungsaktion auszuführen. Die zweite Aktion ist das Benutzen einer unbenutzen Artefaktkarte. Jede Karte wird nach ihrer Benutzung um 90 Grad gedreht. Die letzte und wichtigste, weil namensgebende Aktion, nennt sich Loopaktion. Um diese auszuführen benötigen wir ebenfalls Energiewürfel. Für die erste Loopaktion in einer Aktionsphase zahlen wir einen Energiewürfel aus unserer aktuellen Ära. Durch die Loopaktion dürfen wir alle Artefaktkarten einer Dimension (außer Schwarze Löcher) wieder bereit machen. Für jede weitere Loopaktion werden die Energiekosten immer um einen Würfel höher.

The Loop – Artefaktkarte Zufallspointen-Generator / Foto: Spieltroll

Nachdem alle Aktionen ausgeführt wurden darf der oder die entsprechende Agent*in eine neue Artefaktkarte aus der Ära auf seinen Nachziehstapel legen. Alle benutzen Artefakte aus der Auslage kommen auf den eigenen Ablagestapel. Unbenutze Artefakte bleiben liegen. Es folgt eine Archivierungsphase und diese ist wichtig. Denn nur in dieser Phase können Agenten Maschinenteile sabotieren und archivieren. Haben sie eine Mission erfüllt und halten sich in der Ära dieses Maschinenteils auf, dürfen sie die Mission abschließen und ablegen. Eine neue Mission wird sofort umgedreht. Am Ende werden die Auslagen aller Spieler*innen wieder auf drei aufgefüllt und die nächste Foophase beginnt. In der nächsten Archivierungsphase ist der nächste Agent im Uhrzeigerisnn an der Reihe.

Insgesamt geht das Spiel über drei Foostapel. Der Stapel wird dreimal durchgespielt. Jedesmal wenn die sieben Karten einmal durchgespielt wurden, werden sie neu gemischt und das Spiel wird ein bißchen schwieriger, weil in jeder Runde mehr Duplikate ausgelegt werden.

The Loop – Vortex! / Foto: Spieltroll

Das Spiel endet, sobal die Spieler*innen vier Maschinenteile archiviert haben mit dem Sieg. Sobald der vierte Vortex im Spiel ist verlieren die Spieler*innen sofort. Auch wenn ein zweiter Vortex in die gleiche Ära gelegt werden müsste, in der sich schon ein Vortex befindet ist das Spiel sofort vorbei. Natürlich ist das Spiel auch mit einer niederlage zu ende, falls wir den Foostapel dreimal durchgespielt haben, was rein rechnerisch nach 21 Runden und 21 Agentenaktionsphasen der Fall ist.

Das Fazit

Den Spielmechanismus von The Loop kurz und knackig zu beschreiben ist für mich unmöglich. Das alles ist thematisch so einzigartig, dass ich das einfach nicht kann. Dabei ist The Loop überhaupt nicht kompliziert. Das Spiel ist im Grunde wie Pandemie, sowohl vom Schwierigkeitsgrad als auch von den Mechanismen. Wir müssen über das Spielfeld eilen und Würfel und Duplikate entfernen, nebenbei noch Aufgaben erfüllen, um das Spiel zu gewinnen, während das Spiel (Dr. Foo) uns permanent mit neuen Gefahren nervt. Dabei können wir die größten Gefahren immer auch antizipieren, denn die Fookarten bleiben offen liegen, so dass wir wissen, welche Karten noch kommen, bis ein Zyklus wieder vorbei ist. So können wir gezielte Risiken eingehen oder wissen, wo wir unbedingt Würfel entfernen müssen, damit kein Vortex entsteht. Wie bei Pandemie haben unsere Agenten auch alle eine Sonderfähigkeit, die uns einzigartig macht und spezielle Stärken verleiht. Auch die Karten geben uns pro Runde Fähigkeiten und hier ist wohl der größte Unterschied und der leicht höhere Schwierigkeitsgrad zu sehen. Diese in gekonnte Loops zu verweben erfordert ein bißchen Teamwork, aber das macht die kooperative Ausrichtung des Spiels für meinen Geschmack auch noch stärker. Es fühlt sich einfach besser an, wenn wir am Tisch spieler*innenübergreifend eine Taktik für diese Phase entwickeln, mit der wir möglichst viele Würfel und Duplikate entfernen können und dabei auch noch Missionsziele erfüllen. Das ist sehr belohnend.

The Loop entpuppt sich dabei als mechanisch äußerst robust. Die Spielmechanik funktioniert im Kern so gut, dass sich verschiedene Spielmodi darauf aufbauen lassen, die im Grunde zwar nur leichte Variationen sind, aber sich dennoch anders anfühlen. Während der normale Modus, den ich beschrieben habe das Kernspiel darstellt, gibt es noch weiter Variante mit Super Duplikaten usw. Dazu lässt sich in den vier vorhandenen Spielmodi auch der Schwierigkeitsgrad noch stufenweise anziehen. Hier wurde an alles gedacht.

The Loop – Agentenfiguren / Foto: Spieltroll

Den größten Spaß verbreitet The Loop aber durch sein verrücktes Thema bei dem viele herrlich schräge Versatzstücke zusammenkommen. Die Anleitung ist dabei hervorragend geschrieben und behandelt uns von vornherein als Leser der Verfahrensregeln der Agentur. Immer wieder gibt es kleine Flavoureinschübe, die einfach nur Spaß machen. Das ganze Artwork ist schräg und sehr gelungen. Das fängt bei den verrückten Figuren der Zeitagenten an, führt über die vielen lustigen Zeitartefakte mit ihren absurden Namen und endet mit der Einbindung der Autoren und Macher des Spiels in einer Bildergalerie auf der Schachtel. Im Boden findet sich für die Vielspieler*innen auch noch eine Erfolgsliste, die absolute Fans des Spiels gerne versuchen können abzuarbeiten.

Es gibt wirklich absolut nichts das mich an The Loop stört. Ich finde das Spiel von vorne bis hinten sehr gelungen. Es ist taktisch, verfügt über eine ertragbare Glückskomponente, die sich gut mitigieren lässt und macht vor allem eine Menge Spaß. , wobei ich mir vorstelle, dass das natürlich auch einfach eine Geschmacksfrage sein kann. Es wird Zeitgenossen und -genössinnen geben, die sich dan der bunten Optik stören und das ganze für viel zu bunt und durchgeknallt halten werden. Für mich ist The Loop aber derzeit eines der besten kooperativen Spiele, die ich bisher kennenlernen durfte und erhält deshalb völlig zurecht meinen Spieltrollorden.


  • Verlag: Board Game Box
  • Autor*in(en): Maxime Rambourg, Théo Rivière
  • Illustrator*in(en): Simon Caruso
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Spieler*innenanzahl: 1 – 4 Spieler*innen
  • Dauer: 60 Minuten

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