Heute mach ich mir mal ein paar Gedanken zu einem noch nicht erschienenden Spiel. Die Rede ist von Seize The Bean von Quality Beast. Die Veröffentlichung des Spiels ist in der letzten Zeit leider immer wieder ein wenig verschoben worden, ich glaube sie haben ein paar Probleme mit der angestrebten Qualität ihres Spielmaterials, aber so ganz genau weiß ich das tatsächlich gar nicht. Seize The Bean ist ein über Kickstarter finanziertes Spiel über die Cafészene Berlins. Ein recht außergewöhnliches Thema mit anprechendem Spielmaterial und wie ich fand recht außergewöhnlichem Gameplay aus einer Worker-Placement und Engine- und Deck Building Komponente. Aufmerksam wurde ich bereits im Frühjahr des letzten Jahres auf das Spiel und ich habe es bereits in meinen Spielgedanken zu Print & Play Spielen erwähnt, denn die Macher boten zum testen eine Work-in-Progress Version zum Download an. Ich habe mir eine Version gebastelt und möchte euch von dem Spiel und meinen Erfahrungen berichten.
Also, worum geht es genau in Seize The Bean? Die Spieler schlüpfen in die Rolle eines Cafébesitzers, der das neue Incafé in Berlin eröffnen möchte und mit seinen Gegenspielern um das angesagteste Café konkuriert. Zu diesem Zweck hat jeder Spieler sein eigenes kleines Cafétableau vor sich liegen und versucht mit der Zeit möglichst viele Kunden gut zu bedienen um von ihnen gute Internetbewertungen zu bekommen. Wer am Ende die meisten guten Bewertungen bekommen hat gewinnt Seize The Bean. Es ist allerdings auch möglich negative Bewertungen zu erhalten, indem man Kunden verärgert.
Was Seize The Bean aus meiner Sicht als Spiel so interessant macht ist die Mischung der verschiedenen Mechaniken, die sich Andy Couch und Dylan Howard Cromwell, die beiden Autoren des Spiels, ausgedacht haben. Das Spiel ist im Grunde ein Worker Placement Spiel mit nur zwei Arbeitern (Baristas), die einen mit Rohstoffen und besonderen Aktionsmöglichkeiten versorgen. Anschließend muss man dann aber seine Kunden bedienen, die im Laufe der Partie hoffentlich immer mehr werden. Diese Kunden befinden sich in einem Kartendeck, dass im Laufe der Partie immer weiter wächst indem man neue kunden hinzugewinnt und die bekommt man aus einer Auslage hinzu. Das ist die Deckbuilding Komponente und die Kunden verfügen auch noch über weitere Fähigkeiten, die die Kundenschlange, die es zu bedienen gilt, beeinflussen können. Da entwickelt man dann eine Engine, indem man Entscheidungen trifft, welchen Kunden man glücklich macht und welche man noch imm Laden hält. Sehr interessant. Ganz oben drauf kommt noch eine optionale Geschicklichkeitskomponente, die ich aber nur als kleinen Gag ansehe. Im fertigen Spiel wird es einen Kaffeelöffel und Kaffeetassen zur Aufbawahrung der Spielmaterialien geben. Manche Karten und eine Grundoption erlauben es Kaffeebohnen (einen der Rohstoffe des Spiels) aus dem Vorrat zu löffeln. Hier kann man versuchen ein paar mehr Bohnen zu angeln, als seine Mitspieler. Wenn man diese Komponente weglassen möchte ist das aber auch kein Problem, wann immer man das machen dürfte nimmt man sich ansonsten sechs Kaffeebohnen aus dem Vorrat. In der Print & Play Version ist das natürlich nicht möglich.
Zum basteln für die Version braucht man gar nicht soviel. Ein schöner Farbdrucker ist natürlich toll, denn man muss so um die 60 Seiten ausdrucken. Es erleichtert die Arbeit wenn man einge Seiten, wie die Spielertableaus und die Marker auf ganzseitigen Etiketten druckt, dann kann man sie einfach auf feste Pappe kleben und direkt ausschneiden. Die meiste Arbeit macht das Ausschneiden der Karten. Wenn man sie nicht an den aufgedruckten originalen Formatstellen ausschneidet, sondern einfach den Anschnittrand mit ausschneidet haben die Karten ein gutes Format für die Standardkartenhüllen. Von denen flattern bei mir zu Hause immer jede Menge rum und damit sie etwas fester werden immer eine alte Magickarte rein. Die Druckbögen enthalten Vorder und Rückseiten, was wichtig ist, denn im Spiel gibt es drei verschiedene Rückseiten und Decks. Das einzige bei dem man noch ichtig selbst aktiv werden muss sind die Rohstoffe, die im fertigen Spiel aus kleinen Kaffeebohnen, Zuckerwürfeln und Milchtüten bestehen werden. Ich habe hier einfach Marker mit kleinen Artworks gebastelt. Dann noch die Anleitung ausdrucken und ausprobieren. Die Regeln sind vorerst nur auf Englisch vorhanden und sind bis auf ein paar unklare Stellen aber ganz gut verständlich und mit Abbildungen versehen.
Es dauerte einen Moment bis wir vor allen die Mechanik mit der Verteilung der guten Bewertungen verstanden hatten und die ersten paar Runden waren recht zögerlich, aber danach startete vor allem meine Frau total durch und baute aus dem Stand ein neues Kaffeeimperium auf. In der Runde des Spielendes stand die Schlange vor ihrem Lokal Kilometerweit (einmal um die Tischecke herum). Zum Start hat jeder nur sein Tableau ein paar Kaffeebohnen und eine Milchtüte. Zusätzlich seine beiden angestellten Baristas und ein Deck aus nur vier Kunden, denn aller Anfang ist schwer. Bei den Kunden handelt es sich passenderweise nur um wohlgesonnene Family & Friends. An seinem Tableau baut man links Upgrades für seine Küche an und rechts kann man Styleupgrades für seinen Laden anlegen. Diese sind alle in Form von Karten in einer Auslage zu erwerben. Dazu gesellen sich ncoh die Kundenkarten. All diese Karten der Auslage bilden die sogenannte Stadt. Die Upgrade Karten haben an der Seite der Karte immer drei kleine Leisten abgebildet, die man an die entsprechenden Leisten des Tabelaus anlegen muss. So entstehen mit der Zeit auf jeder Seite des Cafés drei Aktionsketten, die man dann mit den Aktionen seiner Baristas auslösen kann.
Als erstes in seiner Runde darf der Spieler einen Barista auf eines der sechs Felder stellen. Diese lösen immer eine Standardaktion aus und bis zu drei der Aktionen in der ihm angeschlosssenen, durch die Karten gebildeten, Leiste. Auf der Küchenseite ist das jeweils das bekommen von den drei Rohstoffen. Auf der Styleseite bekommt man Karten, entweder Kunden, die ins Deck wandern, oder ein Style- oder Küchenupgrade. Diese werden dann sofort angelegt. Die Spieler setzen ihre Baristas abwechsselnd und die Auslage wird immer wieder sofort aufgefüllt. Nach dieser Phase kommt die Hypephase in der wir eine bestimmte Anzahl Kunden von unserem Deck aufdecken und in einer Reihe unter unserem Café platzieren. Die Anzahl ist Abhängig vom Hypewert, der zwischen eins und fünf liegen kann und durch Fähigkeiten von Karten modifiziert wird. In der Bedienphase müssen wir nun unsere Kunden in der Reihe von links nach rechts bedienen und das ist das Herzstück des Spiels. Jeder Kunde hat zwei Wünsche: einen Hauptwunsch den wir immer erfüllen müssen, wenn wir können und einen Nebenwunsch, den wir Erfüllen dürfen, wenn wir den Hauptwunsch erfüllen konnten. Manchmal bekommen wir für das Erfüllen der Wünsche eine Belohnung. Was wir aber immer bekommen, wenn wir einen Kunden bedient haben, ist seine Fähigkeit. Diese Fähigkeiten können so vielfältig sein, dass ich sie nicht alle erklären kann, aber zum Beispiel machen sie jemanden in der Schlange glücklich, oder sie locken weitere Kunden an, oder sie erhöhen meinen Hypelevel und so weiter und so fort. So generieren wir auf jeden Fall glückliche und unzufriedene Kunden. Wenn ein Kunde später die Schlange verlässt, weil er bedient worden ist und einen glücklichen oder unglücklichen Marker auf sich liegen hat, so bekommen wir positive oder negative Bewertungen, die letztlich die Siegpunkte des Spiels sind. Bei Kunden die wir in einer Runde nicht bedienen können, bekommen unsere Mitspieler die Chance diese zu bedienen und gute Bewertungen abzugreifen. Kunden die wir zwar bedienen konnten, aber keinen Marker haben, bleiben einfach in der Schlange für die nächste Runde liegen.
Zum Ende gibt es noch eine Mundpropagandaphase in der sich in der Stadt herumspricht, dass ein neues Café aufgemacht hat und wir müssen uns einen Kunden aus der Reihe aussuchen, der zu unseren anderen Kunden passt. Diese sind nämlich in Gruppen eingeteilt. Es gibt Touristen, Hipster, Startupper, Fahrradfahrer usw. Das Spiel soll bei seiner Fertigstellung viele weitere Gruppen enthalten, so dass man sich immer wieder neue Konstellationen zusammenstellen kann mit denen man spielt. Die Anzahl der verwendeten Gruppe ist nämlich Spielerzahlabhängig.
Soviel als kleiner Abriss über das Gameplay. Es gibt noch viele kleine weitere Elemente die das Spiel zu einem gelungenen, aus meiner Sicht sehr ansprechenden und irgendwie frischem Spiel machen. Seize The Bean könnte, wenn es tatsächlich irgendwann erscheint, ein echter Hit werden. Ich würde es mir auf jeden Fall zulegen. Die Variante zum Download und zum ausprobieren reicht völlig aus, auch wenn die Anleitung einen ab und zu noch mit Fragezeichen zurücklässt kann man sich das Spiel gemeinsam erarbeiten. Wer ein bißchen Zeit zum basteln hat und sich von dem spiel selber überzeugen möchte, sollte sich die Dateien und die Anleitung herunterladen.