Inka und Markus Brand sind seit Jahren Garanten für schön gefeiltes Gameplay, dass durch abwechslungsreiche, schön verzanhnte Mechnismen glänzt. So auch im hier vorliegenden Fall von Rajas of the Ganges, bei dem wir uns ins indische Mogulreich begeben und versuchen uns als Landesherrscher zu behaupten indem wir zwischen Ansehen und Reichtum abwägen müssen. Auch dieses Spiel der Brands, soviel sei vorweg gesagt, braucht, wenn man es mit der vollen Besetzung spielen möchte wieder recht viel Tischfläche. Dafür sieht das farbenfrohe Spielmaterial auf dem Tisch absolut fantastisch aus, denn beim auspacken fallen uns sofort jede Menge bunte Würfel, Plättchen und Spielfiguren in die Hände und der Spielplan sucht seinesgleichen an Detailvielfalt. Der Ersteindruck kann erschlagen, aber wie sind die Regeln?
Worum geht es ?
Zunächst aber nochmal zum Hintergrund und Spielziel. Die Spieler verkörpern Rajas und Ranis im indischen Mogulreich, das vor Reichtum nur so strotzt. Sie stehen im Wettstreit, nein es ist sogar eine Art Wettlauf, um Reichtum und Ruhm. Um diese beiden Dinge zu erreichen bauen die Spieler ihre eignen Provinzen mit Hilfe ihrer Arbeiter zu produktiven und Ansehen bringenden Reichen aus. Rajas of the Ganges hat dabei einen recht einzigartigen Siegbedingungsmechanismus, denn um das Spielfeld laufen zwei Leisten, eine für Ruhm und eine für Reichtum. Auf einer läuft man links herum auf der anderen rechts und wenn sich die Markierungssteine beider Leisten begegnen, startet das Spielende und derjenige der sie am weitesten aneinander vorbeiziehen hat lassen, gewinnt.
Wie läuft das ab ?
Jeder Spieler bekommt zu Beginn eine ganze Menge an persönlichem Spielmaterial. Mit von der Partie sind ein eigenes Provinztableau, eine Kalistatue, an die und auf der man Würfel legen muss, sowie sechs Arbeiterfiguren, fünf Karmasteine, ein Boot, sowie je einen Geld-, Bonus- und Ruhmesmarker. In die Mitte des Tisches wird das Spielbrett gelegt, dass über verschiedene Elemente verfügt. Auf der linken Seite des Spielbretts befindet sich der Palast mit vielen verschiedenen einsetzmöglichkeiten. Über ihm findet sich die Karmaweganzeige, auf der auf Stufe eins einer der karmawürfel der Spieler gesetzt wird. Getrennt wird das Spielbrett grob in zwei Hälften durch einen Flußlauf mit vielen Feldern. Auf dem Startfeld des Flusses platzieren die Spieler ihre Boote. Die rechte Hälfte des Spielplans nehmen einige Gebäude und Entwicklungsleisten ein. Auf den Gebäuden sind wieder jede Menge Einsetzfelder und auf die leisten wird jeweils in die erste Spalte ein Karmamarker der Spieler als Anzeiger gesetzt. Die Kalistatue und drei der Arbeiter legen die Spieler direkt vor sich ab. die anderen drei Arbeiter werden auf das Spielbrett gelegt. Auf den beiden das Spielfeld umlaufenden Leisten gibt es jeweils ein Feld, auf denen ein Arbeiter abgelgt wird und auch auf dem Fluß gibt es an einer Stelle eine Brücke auf der ein Arbeiter abgelegt wird. Diese Arbeiter können im Verlauf des Spiels erst hinzugewonnen werden. Zum Schluß bekommt jeder Spieler einen Würfel in jeder der vier Farben und würfelt mit ihnen. Dann werden sie an die Statuen angelegt und derjenige mit dem insgesamt geringsten Gesamtergebnis wird Startspieler. Alle anderen Würfel werden bereitgelegt.
Als letzte Vorbereitung werden noch die Plättchen nach Rückseiten sortiert. Zunächst gibt es auch diese einmal in vier verschiedenen Farben. Nach der Farbsortierung werden sie noch nach den Rückseitensymbolen getrennt. Die Rückseiten zeigen entweder eine Schlage, eine Kuh oder einen Tiger. So ergibt sich eine Auslage aus zwölf Stapeln, die neben das Spielbrett gelegt werden. Eine Menge an Vorbereitung und eine Menge an Material das nun auf dem Tisch liegt.
Der Spielverlauf ist dann aber erfreulich einfach und glänzt nur durch eine hohe Komplexität der Möglichkeiten. Im Grunde ist Rajas of the Ganges ein Worker-Placement-Spiel, in dem zusätzlich Würfel als eine Art Zahlungsmittel eingesetzt werden. Eine Runde besteht im Grunde nur aus dem Einsetzen aller Arbeiter der Spieler. Danach bekommen alle ihre Arbeiter zurück und die nächste Runde beginnt. Das passiert solange bis oben bereits beschriebenen Spielendebedingung eintrifft.
Es gibt vier Bereiche in denen die Arbeiter eingesetzt werden können: den Palast, den Steinbruch, den Marktplatz und den Hafen. Die letzten drei sind alle neben den Gebäuden auf dem Spielplan angesiedelt. Im Steinbruch kann man Bauaktionen erlangen, um sein eigenes Provinztableau zu erweitern. Auf dem Marktplatz kann man vor allem im späteren Spielverlauf Geld verdienen. Der Palast dient zweierlei Dingen, zum einen kann man hier wichtige Personen treffen und durch sie Vergünstigungen erhalten und zum anderen kann man hier Würfel bekommen und tauschen. Maximal 10 Würfel darf man an seiner Kalistatue anlegen, die Farben sind dabei egal und die Werte ebenso. Wann immer man einen neuen Würfel erhält, würfelt man ihn und bekommt ihn mit der angezeigten Augenzahl in seinen Vorrat. Im Hafen zu guter letzt kann man Arbeiter einsetzen, um das eigene Schiff auf dem Fluß vorwärts zu bewegen und Boni zu erhalten.
Weiter ins Detail bei den Aktionen werde ich erstmal nicht gehen nur punktuell, um etwas zu verdeutlichen. Die Felder auf dem Spielfeld gibt es in verschiedenen Varianten. Manchmal sind sie leer, dann ist die entsprechende Aktion kostenlos, manchmal kostet sie den Einsatz eines bestimmten Würfels oder Gold. Die Bauaktionen im Steinbruch kosten je nach Feld ein bis vier Gold für das einsetzen des Arbeiters. Im Anschluß darf man sich eines der ausliegenden Plättchen nehmen, wenn man seine Kosten auch noch bezahlen kann, denn auf den Plättchen ist immer eine Würfelfarbe mit einem Wert angegeben, der bezahlt werden muss. Zum Beispiel bedeutet ein blauer Würfel mit einer sieben, dass man insgesamt Würfel mit sovielen Augen mindestens abgeben muss. Zahlt man mehr, so bekommt man aber auch nichts zurück. Die Plättchen dienen dann unserem Provinzausbau. Unser Provinztableau zeigt am Rand überall Boni, die wir erreichen können, wenn wir sie korrekt mit Straßen anschließen. Ansonsten sind auf den Plättchen mehrere Gebäude abgibildet für die wir Ruhmespunkte oder Gold bekommen. Die Ruhmespunkte richten sich dabei nach unseren Gebäudeleisten, auf denen wir am Anfang die Marker platziert haben. Je besser hier der Ausbau, desto mehr Punkte.
Im Markt bekommt man Geld für Marktplätze in der Provinz. Dabei ist es wichtig, welche Märkte mit welchen Waren man werten möchte, denn es gibt Seide, Gewürze und Tee als Waren und die jeweiligen Märkte lassen sich über die Arbeiterfelder auch auswählen. Hier generiert man das Gold für die Goldleiste.
Der Palast ermöglicht es auf vielen Feldern Würfel einer gewünschten Farbe zu bekommen, oder einen Würfel einer Farbe gegen zwei Würfel einer anderen Farbe einzutauschen. Darüber hinaus gibt es noch sechs Felder, die sogenannten Gemächer, mit Personen, die man aufsuchen kann und bei denen man besondere Vergünstigungen erhält. Als Beispiel sei hier der Großmogul genannt, bei dem man einen Würfel mit der Augenzahl von eins abgeben muss und dafür zwei Ruhmespunkte und den Startspielerstein für die nächste Runde erhält.
Zum Schluss sei noch der Hafen erwähnt, indem man für 0-2 Gold einen Arbeiter einsetzen kann und anschließend sein Boot um ein bis drei Felder auf dem Fluß vorwärts ziehen darf. Man erhält dann die belohnung des Feldes auf dem man zum stehen kommt. Wichtig dabei ist noch, dass Felder auf denen anderen Boote stehen nicht mitzählen und man sie überspringt.
Ziel ist es nun durch all diese miteinander verzahnten Aktionen, die beiden Leisten möglichst schnell aneinander vorbei zu bewewgen, um Rajas of the Ganges zu gewinnen. Die Komplexität eerhält das Spiel dabei wirklich aus der Vielzahl an Möglichkeiten und wie sie miteinander funktionieren. Deshalb würde ich es als Kennerspiel einordnen, aber auch nicht mehr. Es ist dabei nicht ganz so strategisch wie zum Beispiel ein Teotihuacan, bei dem man noch ein wenig mehr vorrausplanen muss, was man tut. Das schadet hier zwar auch nicht, aber es gibt immer genug Möglichkeiten weiter voranzukommen.
Das Fazit
Was mir an Rajas of the Ganges wirklich wahnsinnig gut gefällt, ist die Einfachheit des eigentlichen Spielmechanismusses, den man natürlich schon hunderte Male genau so gesehen hat: setze einen Arbeiter auf ein Feld und bekomme eine Gegenleistung dafür. Mehr ist es im Prinzip ja nicht. Die Besonderheiten bei Rajas of The Ganges rühren zum einen von den Würfeln her, die hier als Ressource gebraucht werden, um bestimmte Aktionen bezahlen zu können. Dabei spielen sowohl Farbe als auch Augenzahl eine Rolle und das ist eine recht clevere Art für eine variable Ressource in einem solchen Spiel. Zum Zweiten von der wirklich weitreichenden Verzahnung der einzelnen Elemente: wir benötigen einen Arbeiter für eine bestimmte Aktion, wir benötigen einen bestimmten Würfel zur Bezahlung, wir benötigen Plättchen für den Ausbau mit bestimmten Gebäuden, wir benötigen Gebäude für Ruhm und Gold, wir benötigen beides um schnell voran zu kommen. Phänomenal überlegt.
Man hat soviele Möglichkeiten in Rajas of the Ganges zum Ziel zu kommen. Der eine setzt auf die Boni auf dem Fluß, der andere auf einen schnellen Ausbau seiner Provinz und der nächste versucht seine Leisten direkt nach vorne zu bringen. Die Brands haben hier ein wirklich gutes Spiel abgeliefert. Ein Spiel bei dem man immer gerne mitspielt. Es ist nicht das ganz große Highlight, warum kann ich gar nicht genau sagen, vielleicht weil der eigentliche Mechanismus dann doch eher simpel ist. Aber das Spielgefühl das Rajas of the Ganges vermittelt ist einfach toll. Eigentlich hätte es ein Spitzenkandidat für die Kennerspiel des Jahres Nominierung in seinem Jahrgang sein müssen, war es aber irgendwie nicht. Hier kann ein jeder Freund von Worker-Placement-Spielen bedenkenlos zugreifen und wird seine Freude damit haben. Tolles Material, tolles Spielgefühl, tolle Mechanismen, einfach ein tolles Spiel!
- Verlag: Huch!
- Autor(en): Inka Brand, Markus Brand
- Erscheinungsjahr: 2017
- Spieleranzahl: 2 – 4
- Dauer: 45 – 75 Minuten