Chronicles of Crime war für mich eine der Überraschungen der letzten Jahre, nicht nur das es einen wahnsinnig guten Job macht, wenn es um das Detektivgenre geht, nein, zusätzlich zeigt es der Spielewelt auch noch, wie man innovativ moderne Technik in ein Brettspiel integriert. Wo andere scheitern und einen sinnvollen Umgang nur versuchen, ist es bei Chronicles of Crime tragendes Element ohne das Spiel zu stören. Klingt ein wenig verworren, muss man aber tatsächlich mal erlebt haben und gehört für mich zu den innovativsten Ideen der letzten Jahre. In Villen des Wahnsinns zweite Edition ist die Appunterstützung ebenfalls sehr gelungen, aber auf eine andere Weise, die nur logisch erscheint, hier ist sie das Werkzeug und gehört als Mechanik zum Spiel. Natürlich sind Detektivspiele für die Technik durch ihren Informationsgehalt auch prädestiniert. Für dieses tolle Spiel gibt es noch Erweiterungen und Noir ist eine von ihnen. Wie ich in meiner damaligen Review schon angedeutet habe ist das System von Chronicles of Crime dafür ausgelegt, es auch in andere Welten und Zeiten zu verlagern. Mit der Noir-Erweiterung ist der erste Schritt bereits getan.
Was ist neu ?
Zunächst einmal ist die größte Änderung im Setting zu sehen. Wo das Hauptspiel in der jetzigen Zeit in London spielt, findet Noir im Nachkriegs-Los Angeles der späten 40er und 50er Jahre statt und bringt einen kompletten Satz neuer Ortstafeln und Charakterkarten mit sich. Dazu noch ein paar Sondergegenstandskaren für die neuen Fälle und vier Aktionskarten, die unsere Unterstützer aus dem Hauptspiel ersetzen. Darüber hinaus zählen natürlich auch die vier neuen Fälle in der App zum Inhalt von Chronicles of Crime Noir.
Wie läuft das ab ?
Die größte Änderung im Spielablauf ist die Tatsache, dass ihr keine Unterstützung mehr durch eure Helferlein habt, das würde auch nicht zum Noir-Setting passen, denn hier wird der einsame Ermittler schon zum Stilmittel. Dafür bekommt ihr in Noir vier Aktionsmöglichkeiten mit denen ihr mit Orten und Charakteren interagieren könnt. Dazu führt das Spiel sogar die neue Ressource Geld ein und Zeit wird noch intensiver genutzt als im Hauptspiel.
Die vier Aktionsmöglichkeiten sind das Einschüchtern, das Einbrechen, das Beschatten und das Bestechen. Beim Einschüchtern könnt ihr extra Druck auf einen Verdächtigen oder Zeugen ausüben und versuchen an weitere Informationen zu kommen, die sonst im Verborgenen bleiben würden. Leider funktioniert das Einschüchtern nicht bei allen Verdächtigen und manche reagieren eher negativ darauf. Diese Personen können Rache nehmen und mit Eriegnissen in die laufende Ermittlung eingreifen und euch Zeit und Geld kosten.
Das Einbrechen ist natürlich nur bei Orten möglich und hier versucht ihr es quasi durch die Hintertür um weitere Informationen zu beschaffen. Natürlich ist das nicht legal und ihr solltet euch nicht erwischen lassen, denn sons droht der Knast oder Schlimmeres, je nachdem bei wem ihr einbrecht.
Beschatten könnt ihr Personen an deren Ort ihr seid. Sie sprechen nicht immer die Wahrhei, aber manchmal sprechen ihre Taten Bände, wenn ihr sie beobachtet. Der Nachteil des Beschattens ist die Zeit, denn die habt ihr naürlich, wie im Hauptspiel auch, nur begrenzt zur Verfügung und hier nimmt die Zeit noch eine weit größere Rolle ein, denn was im Hauptspiel nur rudimentär auftauchte, wird hier viel intensiver genutzt. Die Verdächtigen und Zeugen reagieren auf das was ihr tut und deshalb passieren viel öfter besondere Ereignisse, die euch helfen oder behindern können.
Das Bestechen zu guter letzt führt eventuell ebenfalls zu weiteren Informationen oder führt dazu besondere Gegenstände zu bekommen. Ihr werdet in Noir für eure Dienste bezahlt und könnt nur begrenzt über Geld verfügen. Jeder Bestechungsversuch kostet euch 20 $ und wenn eure Barschaft aufgebraucht ist, ist diese Option nicht mehr möglich, es sei denn ihr kommt im Verlauf des Falls irgendwie wieder zu Geld.
Da ihr alleine arbeitet gibt es auch keinen Chef dem ihr zum Schluß berichten müsst. Ihr trefft euch mit eurem Kunden in eurem Büro und klärt den Fall auf, indem ihr die obligatorischen Fragen beantwortet. Der Kern des Spiels bleibt also gleich.
Das Fazit
Chronicles of Crime ist ein tolles Spiel, dass jeder unbedingt mal ausprobiert haben sollte. Die Noir-Erweiterung verwandelt durch ein paar kleine Änderungen ein tolles Spiel in ein phantastisches Spiel. Ich spoilere hier keine Fälle, aber die vier Fälle sind zum Teil ein wenig komplexer als im Hauptspiel und gewinnen unheimlich durch das Setting und die Aktionen. Alles fühlt sich noch ein wenig direkter und wichtiger an als im Hauptspiel. Auch hat man durch die Ereignisse, die man meist selbst durch sein Handeln auslöst ein besseres Gefühl der Immersion. Wie sagte ein berühmter Amateur-Kriminologe einst: „Ein Detektiv ist ein kleiner, dreckiger Mann in einem kleinen, dreckigen Büro!“, ja und genau so fühlt man sich in diesem Spiel. Man wird angeheuert um einen Fall zu lösen und benutzt dazu halbseidende Methoden, was einem aber auch egal ist, weil man überall halbseidende Typen trifft. Das Feeling von Noir trifft es ziemlich gut.
Das Artwork der Charakter- und Ortskarten ist sogar nochmal besser als im Grundspiel. Es wirkt weniger comichaft und viel seriösser und ernster. Auch die Tatorte sind ein wenig aufgeräumter als im Hauptspiel und erlauben es, mit wenigen Blicken die relevanten Dinge zu erblicken.
Wenn ich mir jetzt noch etwas wünschen dürfte, um Chronicles of Crime noch besser machen zu dürfen, dann wären das vertonte Texte von tollen Sprechern. Das wäre natürlich viel zu teuer, aber geil wäre das schon. Fans von Chronicles of Crime müssen hier zugreifen, alle anderen überlegen jetzt vielleicht etwas intensiver es mal auszuprobieren, aber verpassen sollte man ein solches Spiel nicht. Ich freu mich schonmal aufs Jahr 2021, wenn die Millenium Serie von Chronicles of Crime erscheinen wird.
- Verlag: Corax Games
- Illustrator(en): Singhooi Lim, Huang Lei
- Autor(en): David Cicurel, Stéphane Anquetil
- Erscheinungsjahr: 2019
- Spieleranzahl: 1 – 4
- Dauer: 60 – 90 Minuten