KOSMOS brachte dieser Tage die ersten beiden Suspects-Teile heraus, auf die ich mich in der Tat ein wenig gefreut habe, da mich die Bilder des Spiels und die Optik generell sehr neugierig gemacht haben. KOSMOS geht hier nicht den Weg des englischen Originals, denn dort sind drei Fälle in einer großen Box erhältlich, die eine lose Verbindung miteinander haben. Der dritte Teil erscheint aber erst in Kürze, so dass wir vorerst mit Tödliche Spuren und Letzter Auftritt vorlieb nehmen müssen. Wer sie in der richtigen Reihe spielen möchte, sollte mit Tödliche Spuren anfangen. In englischer Sprache gibt es auch bereits eine zweite Box Suspects 2 betitelt in der wieder eine Ermittlerin durch drei Fälle manövrieren. Ich fasse die beiden Teile hier zusammen, da sie nahezu identisch funktionieren und sich der gleichen Mittel bedienen. Von der Handlung wird natürlich nichts gespoilert, höchstens ein paar Dinge, die zu Beginn eh auf dem Tisch liegen werden. Schauen wir uns die beiden Spiele in der Exitgröße von KOSMOS einmal ein wenig genauer an.
Worum geht es?
In Tödliche Spuren befinden wir uns in einer Villa in den schottischen Highlands und die junge Mary Higgins wurde ermordet aufgefunden. Letzter Auftritt konfrontiert uns mit dem Tod des Hauptdarstellers während der Probe an einem Theater in Edinburgh. War es Mord oder ein Unfall? In beiden Fällen ermitteln die Spieler*innen als Detektivin Claire Harper. Dazu steht ihnen ein Kartendeck mit Hinweiskarten zur Verfügung aus dem sie alle möglichen Hinweise herausholen können. Die Karten sind durchnummeriert und wann immer wir eine der Kartenzahlen sehen und uns keine Anweisungen daran hindern, dürfen wir uns diese Karte anschauen. Das ganze wäre relativ witzlos, wenn es nicht einen Wertungsmechanismus in Suspects gebe, der dem Spiel etwas Würze verleiht. Nach 30 gezogenen Karten des Stapels müssen die Detektive eine Einschätzung zu bestimmten Fragen abgeben. Nach 15 weiteren können sie ihre Antworten korrigieren und wenn alle Karten umgedreht worden sind, sollte eine Antwort feststehen. Je früher die richtige Lösung ermittelt worden ist desto besser.
Wie läuft das ab?
Eigentlich könnte ich es schon fast damit belassen, denn viel mehr brauchen die geneigten Spieler*innen gar nicht zu wissen. Aber ich möchte natürlich das meine Leser umfassend informiert sind. Eine Partie Suspects ist sehr schnell vorbereitet. In der Schachtel finden sich, neben dem Kartendeck, einige Dokumente und die Spieleinführung. Während der Spieleinführung dürfen wir die Dokumente auch offen auslegen. In beiden Spielen liegt ein Plan des Gebäudes bei, auf dem wir Kartennummern für Orte sehen, die wir besuchen können. Über den Rest rede ich erstmal nicht. Auf dem Zettel der Spieleinführung finden wir auch den Wertungskasten, den wir entweder vollkritzeln können oder uns alternativ einen Zettel suchen und die Fragen darauf beantworten. Je früher wir auf die Lösung kommen desto besser/punktereicher.
Das Kartendeck besteht aus verschiedenen Kartentypen. Zum einen gibt es Ortskarten, die wir über den Lageplan erreichen können. Wir suchen uns immer die entsprechende Karte aus dem Deck und lesen sie vor. Anschließend können wir uns die nächste Karte vornehmen. Es gibt natürlich auch immer Verdächtige, Zeugen und Angehörige, die wir befragen können. Dazu gibt es Personenkarten. Personenkarten liefern uns allgemeine Informationen und meist auch immer eine Einschätzung oder Meinung zu allen anderen Personen, die mit dem Fall zu tun haben. Ab und zu finden wir besondere Symbole auf Personenkarten, die uns verraten, das wir eine besondere Karte anschauen dürfen, wenn wir eine bestimmte Menge dieser Symbole in unserer Kartenauslage haben.
Dann gibt es natürlich auch noch Hinweis- und Indizkarten, die Beweisstücke oder Ähnliches darstellen. Auch auf diessen finden wir Informationen, die uns der Lösung etwas näher bringen. Zusätzlich wurde ein Mechanismus eingebaut, der auf manchen Beweisen zum Einsatz kommt. Am Rand der Karten sind realtiv unauffällig farbige Linien angebracht. Diese finden wir auch auf den Personenkarten. Durch aneinanderlegen kann überprüft werden, wem z.B. ein Gegenstand zugeordnet werden kann.
Mehr passiert auf den Karten aber nicht. Informationen und Spielanweisungen sind alles was wir vorfinden. Damit lässt sich ein Fall entwirren. Die Karten sind sehr schön und stimmig illustriert und rein optisch machen beide Suspects-Teile einen sehr guten Eindruck.
Das Fazit
Hier muss ich etwas breiter ausholen, denn obwohl mir beide Teile recht gut gefallen haben, gab es auch ein paar Dinge die mich stören, bzw. die ich spielerisch auch nicht ganz nachvollziehen kann. Keine Angst auch hier wird nicht gespoilert. Also, das ganze System das hinter Suspects steckt gefällt mir vom Spielablauf her sehr gut. Die Spiele sind, wie bereits angedeutet, auch rein optisch schön gestaltet und machen allein schon deswegen Freude. Die Spieler*innenanzahl wird mit 1-5 angegeben und da bin ich bei Detektivspielen schon immer skeptisch. Auch hier ist das nur Werbung, um eine größere Käufergruppe zu erreichen. Allein ist das Spiel super spielbar, auch im Team, so wie wir es gespielt haben geht es hervorragend. Bei mehr Spieler*innen fang ich schon an zu zweifeln. Natürlich ist es möglich mit einer größeren Gruppe an so einem Fall zu rätseln, aber die Länge dürfte da schon wieder nicht allen gefallen, denn dafür passiert ja eigentlich nicht am Tisch. Es werden Karten gelesen und Schlüsse gezogen. Dann folgt eine Einschätzung nach dreißig Karten und eine zweite nach 45, mit der bestehende Eindrücke korrigiert werden können. Das würde sich natürlich auch kompetetiv gestalten lassen, was das Spiel aber auch nicht vorsieht. Ist ja klar, denn dann würden die Spieler*innen am Tisch sich wohl darum streiten, welche Karte als nächstes angeschaut werden soll. Rein theoretisch ist es aber möglich das jede*r am Tisch seine eigenen Einschätzungen macht und am Ende geschaut wird, wer am besten geraten hat.
Geraten? Ja, geraten, ihr habt richtig gelesen. Die Decks umfassen jeweils über fünfzig Karten. Nach dreißig müssen erste Fragen zu Täter*in, Motiv, Mitteln usw. beantwortet werden. Bei beiden Fällen lag nach dreißig Karten kaum etwas vor, dass sichere Schlüsse zuließ. Bei einigen Fragen stnad uns zum Teil ein Fragezeichen auf der Stirn, weil der Sachverhalt noch nicht vorkam. Da ist dann wirklich einfach raten angesagt. Zumindest die Personen und Räumlichkeiten kennen die Spieler*innen ja alle. Das fühlte sich nach dreißig Karten irgendwie seltsam an. Nach 45 dann ein bißchen besser, aber das Hauptproblem beider Fälle im Zusammenhang mit diesem Wertungssystem ist ein völlig anderes. Sie geben die entscheidenen Schlüsse und Informationen erst relativ spät preis, um die Spannung hoch zu halten und sie verbergen die wichtigen Informationen hinter den zu findenden Symbolen, für die die Spieler*innen recht weit fortgeschritten sein müssen. Hier stehen sich meiner Meinung nach das Spielsystem und das Wertungssystem gegenseitig auf den Füßen und hinterlassen bei mir ein wenig Unverständnis. Wir haben deswegen die Wertung recht schnell fallengelassen und haben nur versucht für uns die Fälle zu deduzieren. Es gibt aber auch gegenteilige Meinungen dazu, die gerade das Wertungssystem recht gut finden, weil ein solches für diese Art Spiel eher selten ist und angeblich gut funktioniert. Na ja… das müsst ihr in der Tat selbst ausprobieren.
Uns haben beide Fälle an sich Spaß gemacht, auch wenn sie thematisch wirklich ausgetretene Pfade betreten. Das einsame Herrenhaus in dem ein Mord passiert und das Theaterstück bei dem ein Darsteller umkommt, sind relativ gewöhnliche Krimikost. Trotzdem hatten wir Spaß mit diesen Kartenstapeln. Tödliche Spuren gefiel uns dabei deutlich besser als der Letzte Auftritt, bei dem einige wichtige Informationen so verborgen sind, dass ich das mit der Wertung als zu zufällig erlebte. Die Spielzeit wird von KOSMOS mit 90 bis 150 Minuten angegeben und fängt da an, wo das Original aufhört. Dort wird behauptet, dass ein Fall in 60 bis 90 Minuten gelöst werden könnte. KOSMOS liegt da näher an der Wahrheit. Wir haben so um die zwei Stunden gebraucht. Lässt sich auch nachvollziehen, wenn bedacht wird, das die Decks aus jeweils über fünfzig Karten bestehen, wäre das knapp über eine Minute pro Karte, um sie zu lesen und in den Fall einzuordnen, wenn die 60 Minuten erreicht werden wollen. Nee, da braucht es mehr Zeit zu.
Also lange Rede, kurzer Sinn. Wenn ihr Detektivspiele gerne mögt, solltet ihr zumindest einen Teil mal ausprobieren. Sie machen Spaß. Das Ding mit der Wertung solltet ihr dabei ebenfalls ausprobieren, aber ich finde das im Team unnötig. die Fälle bieten jeweils so um die zwei Stunden solide Krimiunterhaltung zum miträtseln. Uns hat es zumindest so gut gefallen, dass wir auch den dritten Teil spielen wollen.
- Verlag: KOSMOS
- Autor*in(en): Sebastien Duverger Nedellec, Paul Halter, Guillaume Montiage
- Illustrator*in(en): Émile Denis
- Erscheinungsjahr: 2022
- Spieler*innenanzahl: 1 – 5 Spieler*innen
- Dauer: 90 – 150 Minuten
Mein Fazit ist absolut deckungsgleich. Besonders bei den tödlichen Spuren war Raten angesagt. Der Mechanismus mit den Linien hätte noch weiter ausgebaut werden können, um zur Lösung beizutragen. Bei Preis/Leistung liegt Suspects meiner Meinung nach vor Decktective. Teil 3 Ewiger Fluch wird bei uns nicht alt werden.