Das Autorenduo Prinz und Kallenborn hat wieder zugeschlagen und wenn ich einigen Reviewern und Youtubern glauben darf, dann ist Pacifica ein kleiner Geheimtipp für die Spiel des Jahres Empfehlungsliste. Die KOSMOS Spiele für Zwei sind immer einen Blick wert, denn es verbergen sich einige Perlen darunter. So sind zum Beispiel Targi und Lost Cities moderne Klassiker und auch Baumkronen aus der neueren Zeit ein echtes Highlight. Rein optisch macht Pacifica erstmal einen sehr hübschen Eindruck und ich war sehr gespannt, ob die positiven Stimmen recht behalten sollten, denn ich bin nicht gerade der größte Fan der bisherigen Werke von Prinz und Kallenborn. Meist gibt es sehr gute Ansätze aber die Ausführung ist stets zu belanglos um lange zu fesseln. Die Redcliff Bay Mysteries zum Beispiel sind ein sehr schönes Spiel, das nach hinten heraus allerdings an zu eintönigem Spiel krankt. Spiele für zwei sind aber genau meine Baustelle, denn bei uns wird meistens zu zweit gespielt, weswegen ich mich immer auf neue Spiele dieser Reihe freue.
Worum geht es?
In Pacifica versuchen die Spieler*innen die Unterwasserstadt Pacifica wieder aufzubauen. Beide versuchen ihren Teil der Stadt wieder zu errichten und müssen dabei auf verschiedene Bereiche Rücksicht nehmen. Sie können sich um die Architektur bemühen, der Wissenschaft auf die Sprünge helfen, sich um die Bevölkerung kümmern oder den allgegenwertigen Maschinen zu neuem Schwung verhelfen. Insgesamt in sieben Bereichen ist ihre Kompetenz gefragt. Rein Spielerisch haben wir es mit einem Tauziehen um die Vorherrschaft in diesen Kategorien zu tun. Wer zuerst fünf Bereiche auf der eigenen Seite hat oder drei Bereiche total dominiert gewinnt Pacifica.
Wie läuft das ab?
Vor der ersten Partie gibt es bei Pacifica ein wenig Bastelarbeit zu erledigen. Acht Punkteräder wollen zunächst zusammengebaut werden. Das Spiel nennt sie Idole und sie markieren die Vorherrscahft in einem Bereich der Stadt. Dabei ist einiges an Kraft notwendig, denn leider sind die Plastikteile nicht besonders gut verarbeitet und die Pappe der Räder ziemlich dick, so dass mir der ein oder andere Fluch über die Lippen kam.
Das restliche Spielmaterial besteht aus 112 Karten mit sieben verschiedenen Rückseiten und einem ganzen Haufen Aktivierungsmarkern. Die Spielvorbereitung ist bei diesem überschaubaren Material auch ganz schnell erledigt. Die acht Punkteräder und die Marker werden zur Seite gelegt und die Karten in ihre sieben Sorten á 16 Karten aufgeteilt und separat gemischt. Die Stapel werden dann zwischen beiden Spieler*innen in der Mitte ausgelegt. Auf der Rückseite zeigen sie das Symbol, um was es in diesem Stapel geht. Das Spiel empfiehlt sie in einer bestimmten aufsteigenden Reihenfolge auszulegen. beginnend mit Schätzen bis am anderen Ende die Stadtfeste ausliegen. Insgesamt gibt es acht Ressourcen in Pacifica und die Kartenrückseiten verraten uns wo wir am häufigsten diese Ressourcen finden können. Das heißt aber nicht, das es nicht auch Karten geben kann, auf denen wir andere Ressourcen antreffen.
Mehr gibt es nicht vorzubereiten. Das Spiel kann nun direkt losgehen. Wer an der Reihe ist hat drei Aktionen zur Verfügung und insgesamt gibt es auch nur drei mögliche Aktionen. Wir dürfen diese aber beliebig oft durchführen. Mit einer Aktion können wir entweder eine Karte von einem der Stapel ziehen, eine Karte ausspielen oder bis zu zwei Karten aktivieren. Was heißt das genau? die ersten beiden Aktionen dürften klar sein. Hierzu muss noch gesagt werden, dass die Spieler*innen ein Handkartenlimit von drei Karten zu befolgen haben. Wenn drei Karten auf der Hand gehalten werden, dürfen sie also keine weiteren Karten aufnehmen. Auspielen können sie hingegen jede Karte. Die Karten haben im Prinzip keine Kosten. Die Karten zeigen auf der linken Seite in einem gesonderten Feld die Symbole/Ressourcen, die von der Karte bereitgestellt werden. Wichtig ist nur das die Karte dazu aktiviert sein muss. Dafür gibt es rechts auf den Karten ein kleines Feld, das es in drei Ausführungen gibt. Entweder ist es grün mit einem Haken, dann ist die Karte bereits von sich aus aktiviert und stellt die Ressourcen ab sofort zur Verfügung. Das Feld kann auch grau sein und hat andere Resourcensymbole darin abgebildet, dann benötigen wir diese in unserer Auslage aktiviert und können das Feld über die Aktivierungsaktion wiederum selbst aktivieren. Die dritte Variante ist ein rotes Kästchen mit Symbolen darauf. In diesem Fall müssen wir bereits aktivierte Karten mit diesen Ressourcensymbolen aus unserer Auslage ganz entfernen um die Karte selbst zu aktivieren.
Die Aktivierungsaktion selbst ist dann einfach das Abhandeln von bis zu zwei Aktivierungen. Also Checken der Symbole, evtl. Abschmeißen der Karten und die Marker auf die Karten legen.
Es sollte noch erwähnt werden, dass Maschinen- und Stadtfestkarten noch spezielle Karteneffekte haben. Die Effekte der Maschinen sind andauernd und die der Stadtfeste Sofortaktionen.
Am Ende jedes Zuges müssen wir die einzelnen Kategorien immer auf die Mehrheiten kontrollieren. Wer zuerst drei Symbole einer Kategorie in seiner Auslage hat, erhält das entsprechende Idol. Die Räder können wieder zurückerobert werden, wenn es jemand schafft fünf Symbole der entsprechenden Sorte zu sichern. Bei sieben wechseln sie noch ein letztes Mal, sind dann aber gesichert. Das achte Idol benötigt eine Ressource jeden Typs um es zu erobern und kann mit zwei Ressourcen jeden Typs nur noch einmal erobert werden.
Wer es schafft zeitweise fünf Idole zu kontrollieren oder aber drei gesicherte zu besitzen, gewinnt die Partie sofort.
Das Fazit
Eigentlich klingt das alles ganz toll. Fand ich zuerst auch. Ist es aber dann doch nicht. Pacifica ist für meinen Geschmack einfach zu wenig Spiel. Es ist die Art von Spiel, die den Spielenden spielt und nicht umgekehrt und solche Spiele finde ich immer ganz furchtbar. Du tust hier einfach zu keiner Sekunde auch nur irgendetwas Spannendes. Du ziehst Karten und legst sie aus. Das Ausspielen kostet nichts, also ist es eigentlich auch egal. Ändern was du ziehst kannst du eh nicht, ist halt Glückssache und entweder passen die Dinge die du ziehst dazu oder eben nicht. Taktik kommt nur ganz selten mal auf und eigentlich sind es wenn, eh immer Münzwurfentscheidungen. In der Theorie und beim Lesen der Regeln dachte ich mir wirklich noch das könnte ein spannendes neues Tauziehspiel um Vorherrschaften sein. Meine Frau und ich spielten eine Partie, in der wir uns bereits nach ein paar Zügen fragten ob das ein Scherz ist. Karten ziehen, Karte auslegen, ich brauche das Symbol, also ziehe ich mal Karten von dem Stapel. Oh ich brauche das Symbol um dies zu erhalten. Ziehe ich mal dort Karten. Irgendwann bekommst du mal eine aktivierte Karte und es geht los. Du kannst Karten aktivieren und mehr Ressourcensymbole freischalten. Idole wandern auf die Seiten und dann hat auch schon irgendwer gewonnen. „Nee, da müssen wir doch irgendwie was falsch machen, oder?“. Haben wir nicht, denn das ist Pacifica. Mag ja sein, das es irgendwann taktischer wird, wenn die Spieler*innen die Karten aus den Stapeln in- und auswendig kennen, aber bis dahin bin ich vor Langeweile gestorben. Wirklich furchtbar.
Hinzu kommt ein spielerisches Problem. Es ist wirklich schwierig den Überblick über seine Aktionsanzahl zu behalten, also zählst du ständig laut mit oder musst dir einen Würfel organisieren. Schwierg wird es nämlich wenn du Karten aktivierst und damit eventuell noch Soforteffekte freischaltest. Klingt nach keinem großen Problem, nervt aber leider.
Wie es sein kann das manche Leute das in den engeren Kreis des Spiels des Jahres rücken wollen, entzieht sich mir komplett. Gegen einem Zweipersonenspiel wie Splendor Duel hat Pacifica aber einfach so gar nichts entegegenzusetzen. Was für eine Enttäuschung.
- Verlag: KOSMOS
- Autor(en): Matthias Prinz, Martin Kallenborn
- Illustrator(en): Amber Scharf
- Erscheinungsjahr: 2023
- Spieleranzahl: 2 Spieler*innen
- Dauer: 15 – 30 Minuten
Das Spiel wird von manchen sogar gelobt. Dabei bietet es keine wirklich interessanten Entscheidungen.
Wirklich nicht so reizvoll.