Packt die Zauberstäbe ein und schnürrt eure Quidditsch-Klamotten, der Hogwarts Express wartet auf Gleis Neundreiviertel. Kommt mit in die wunderbare Welt des Harry Potter und seiner Schulkameraden. Ich mag kooperative Spiele und ich mag Deck Builder. All die Jahre, in denen ich nicht so wahnsinnig viel gespielt habe, hielt meine Frau und mich Dominion bei der Stange. Harry Potter Hogwarts Battle verbindet diese beiden Spielkonzepte miteinander und schickt uns in sieben Abschnitten auf eine Reise durch die sieben Schuljahre in Hogwarts, die der geneigte Konsument aus Buch und Film bereits kennt. Dabei sind sämtliche Karten mit Bildern aus den Filmen versehen worden und der Spielekarton ist gestaltet wie ein Koffer mit dem man zu seinem Schuljahr aufbricht.
Worum geht es ?
Um Harry Potter! Man spielt in diesem Spiel die grobe Rahmenhandlung der Geschichte nach und das ist tatsächlich in sieben Kapitel gegliedert. Öffnet man den Karton zum ersten Mal blickt man zunächst auf einen auf der Rückseite des Spielbretts angebrachten Kofferinhalt, um die Illusion auch im Karton aufrecht zu halten. Darunter befinden sich sieben unterschiedlich große Boxen, die jeweils neues Spielmaterial für ein neues Schuljahr bereithalten. Wir haben also die Möglichkeit jedes einzelne Jahr von der Potter Geschichte mit den entsprechenden Charakteren zu erleben. Unser Ziel ist es dabei sämtliche Bösewichte auszuschalten, bevor sie die Kontrolle über bestimtme Orte übernehmen können. Sollten wir das siebte und letzte Schuljahr wählen, so spielen wir mit dem kompletten Spielmaterial und allen Regeln.
Wie läuft das ab ?
Ich beschreibe zunächst einmal das normale Gameplay, dass man erleben kann, wenn man das Spiel neu beginnt. Aus späteren Partien werde ich nicht spoilern. Also, jeder Spieler erhält einen Satz aus zehn Startkarten, die zu seinem Charakter gehören. Harry, Ron, Hermine und Neville sind die spielbaren Charaktere. Jeder hat drei Karten, die speziell zu seinem Charakter gehören. So hat Ron zum Beispiel seinen Besen, Bertie Botts Bohnen und seine Eule in seinem Startdeck. Die Spieler bekommen ansonsten ein Tableau auf dem sie ihre Lebenspunkte abtragen und auf dem sie ihre Angriffs- und Einflußmarker aufbewahren können. Das ist zu Beginn alles.
Auf dem Spielbrett gibt es rechts den Hogwartsbereich, wo das Hogwartsdeck neben der kaufbaren Kartenauslage liegt. Sechs Karten liegen hier immer offen aus und können gekauft werden. Links gibt es den Bereich der Bösewichter. Hier gibt es im groben drei Kartenstapel, die während des Spiels eine Rolle spielen. Es gibt einen Ortskartenstapel auf dem immer ein Ort sichtbar liegt, an dem man sich gerade befindet. Die Ortskarten werden immer in einer bestimmten Reihenfolge gespielt, die das jeweilige Schuljahr vorgibt. Auf Ortskarten werden durch Dunkle Künste oder die Bösewichte selbst Marker platziert und jeder Ort hat eine Begrenzung für die Anzahl dieser Marker. Ist die Grenze erreicht, wird der nächste Ort aufgedeckt und sollten die Bösewichte es schaffen alle diese Orte über die Marker zu kontrollieren, so haben die Spieler das Spiel verloren. In späteren Spielen können solche Ortskarten durchaus noch Fähigkeiten haben, die das Spiel beeinflussen.
Neben dem Ortskartenstapel gibt es noch das Dunkle Künste Deck. Zu Beginn einer jeden Runde werden von diesem Stapel eine bestimmte Anzahl von Karten aufgedeckt, die das Spiel negativ für die Spieler beeinflußen. Entweder verlieren sie Lebenspunkte, müssen Karten abwerfen oder ein weiterer Marker kommt auf die aktuelle Ortskarte usw. Es gibt viele mögliche Ereignisse die hier eintreten können. Als dritter und letzter Stapel existiert noch der Stapel mit den Bösewichten und den müssen wir als Spieler komplett durchspielen, um das Spiel zu gewinnen. Im ersten Spiel befinden sich nur drei Bösewichte in diesem Stapel. Auch die Bösewichte haben natürlich jeder eine spezielle Fähigkeit, die uns das Leben schwer macht. Draco Malfoy ist zum Beispiel einer der ersten Bösewichte und fügt dem aktiven Helden immer zwei Schadenspunkte zu, wenn der aktuelle Ort einen Marker bekommt. Darüberhinaus hat jeder Bösewicht eine Lebenspunkteanzahl, die wir mit Schaden erreichen müssen.
Das Spielbrett weist noch einige weitere Felder auf, so das man bereits zu Beginn vermuten kann, dass im Verlauf des Spiels noch weitere Spielelemente hinzukommen werden. So ist das Spiel aufgebaut und wenn man eine Partie gewinnt, öffnet man die nächste Packung, in der sich neues Spielmaterial und ein kleines Regelheft mit Zusatzregeln für das nächste Partie befinden. Gewinnt man nicht, probiert man einfach weiter bis man es schafft. Zum Schluß hat man dann die volle Harry Potter Erfahrung.
Das Spiel an sich funktioniert von der Grundmechanik wie Dominion. Ein Spieler ist am Zug hat fünf Karten auf der Hand, deckt zunächst Ereignisse vom Dunkle-Künste-Stapel auf, wie es das Spiel verlangt, spielt Karten aus, die ihm Ressourcen zum Einkauf, Karten, Lebenspunkte oder Schaden geben und darf danach für seine Resourcen in Hogwarts „einkaufen“ gehen, indem er neue Karten in sein Deck aufnimmt. Anschließend wirft er alles ab und zieht wieder neue Karten. So spielen die Spieler reihum, bis sie alle zusammen sämtliche Bösewichte des Stapels besiegt haben, bevor diese die Kontrolle über die Orte übernommen haben. Die Spieler können keine Ressourcen mit in die nächsten Runden nehmen, alles was sie nicht ausgeben können, wird abgeschmissen. Wenn sie aber in den Zügen ihren Mitspieler Marker bekommen, werden diese auch erst am Ende ihres eignen Zuges wieder abgeschmissen und stehen einem dann für seinen Zug zur Verfügung. So ist ein Teamspiel durchaus möglich.
Viel mehr muss man zu Harry Potter Hogwarts Battle gar nicht sagen, das Gameplay ist wirklich nicht schwierig, vor allem für Dominion-Veteranen nicht, die mit dem Prinzip des Deck Building vertraut sind.
Das Fazit
Zu Harry Potter Hogwarts Battle muss ich einiges sagen, denn es ist, soviel will ich vorweg schreiben, ein richtig gutes Spiel, das mir, bis jetzt, sehr viel Freude bereitet hat. Das Spiel klingt jetzt erstmal gar nicht so besonders, ist aber unter den Deckbuildern die es so gibt ein Unikum, da man hier ja kooperativ agiert. Ich weiss, im Grimoire des Wahnsinns macht man das gleiche, aber, wie ich finde, auf eine viel indirektere Weise. Bei Hogwarts Battle fühlt sich alles irgendwie direkter an, man spielt Zauber und Verbündete aus, die einem Einfluß geben, um neue Karten zu kaufen oder einem Helfen Schaden zu machen, so dass die Bösewichte niedergerungen werden. Man fühlt sich wirklich wie einer der Zauberschüler der mit seinen Mitteln den Kampf aufnimmt. Die tolle Lizenz trägt viel dazu bei. In den ersten Partien ist das Spiel allerdings viel zu leicht und auch in späteren Partien kommt man gut durch, wenn man sich gut eingespielt hat. Wir haben das ganze zu zweit durchgespielt und hatten nur in der letzten Partie wirklich Probleme. Die Designer haben aber bereits mitgedacht und geben einem den Hinweis, den Schwierigkeitsgrad anzupassen und das ist fast so genial wie einfach. Man beginnt einfach bereits mit entweder ein bis zwei Marken auf den Orten, um es schwieriger zu machen und das wirkt tatsächlich ziemlich gut.
Harry Potter Hogwarts Battle hat natürlich auch Schwächen. Zum einen muß man wohl sagen ist der Zauber des Entdecken des Neuen nach dem man alles gesehen hat natürlich verflogen. Man kann das Spiel natürlich immer wieder spielen, aber der natürlich Drang alles zu entdecken fällt dann weg. Ein weiterer negativer Punkt ist etwas schwieriger greifbar, ohne zu spoilern. In späteren Partien sind die 10 Lebenspunkte die man besitzt sehr wenig und jedesmal wenn man auf null geht, wird man betäubt und wenn das passiert, verliert man alle Marker, muß die Hälft seiner Karten abgeben und der aktuelle Ort bekommt eine Marke. In diesen Partien kann ea aber ziemlich häufig vorkommen das man während man nicht dran ist, also in den Zügen seiner Mitspieler einfach bereits betäubt wird, so dass man nur leidlich gute Züge bekommt. Dieses Gefühl potenziert sich mit der Anzahl der Spieler, weswegen ich das Spiel mit mehr als zwei Spielern nicht so gut empfinde. Zu zweit ist es aber eine Macht.
Bisher gibt es Harry Potter Hogwarts Battle nicht auf deutsch und ich glaube tatsächlich auch nicht an eine deutsche Übersetzung. Die Regeln sind allerdings sehr überschaubar und in einfachem Englisch gehalten und auch die Kartentexte sind sehr einfach zu verstehen, so dass das nur ein kleiner Hindernisgrund sein sollte. Alles in allem, ein wirklich gelungenes Spiel.
Ergänzung: Inzwischen gibt es eine deutsche Version, die bei KOSMOS erschienen ist.
- Verlag: USAopoly
- Autor(en): Forrest-Pruzan Creative
- Erscheinungsjahr: 2016
- Spieleranzahl: 2 – 4
- Dauer: 30-60 Minuten
Wir haben gerade zu dritt das vierte Jahr gespielt (deutsche Ausgabe). Bisher sind wir auch gut durchgekommen. Es macht viel Spaß.
Was ziemlich schlecht ist, ist die Qualität der Pappmarker. Einige fallen dadurch auf, das sie viel dünner sind, das sind zwar nur zwei, drei Marker, aber warum? Später muss man Marker aus einer Pappe herauslösen, da leidet auch sofort der Marker indem sich dass Papier an der Ecke mitablöst. Und ich war echt mega vorsichtig. Die Marker grabbeln sich an den Kanten generell schnell ab und leiden optisch. Aber am schlimmsten fand ich, das die Bösewicht-Karten aus dem ersten Jahr auf der Rückseite schwarz sind und die Karten aus den folgenden Jahren dann einen leichten Grünstich haben. So das man immer sofort erkennen kann, ob die nächste Bösewicht Karte eine aus Jahr 1 ist oder nicht. Das darf nicht sein. Wenn man bei den Hogwartskarten ganz genau hinschaut, dann hat man ab und an auch mal eine, die einen Tacken dunkler erscheint. Gleiche Rückseitenqualität sollte ja wohl standard bei einem Kartenspiel sein.
Ansonsten ist der Deckbuilding Mechanismus einfach und wir haben als Familie mit Kind zusammen Spaß beim spielen. Das ist doch schon viel wert. Das Thema finden wir alle gut, wobei Illustrationen statt Fotos nochmal eine Schippe draufgelegt hätte. Aber so werden mehr Kinder angesprochen.
Was ich mir im Spiel gewünscht hätte, wäre eine Art Ersatzaktion, wenn man mal nichts aus der Auslage kaufen möchte. Manchmal liegt nichts Gutes und man möchte ja sein Deck nicht mit Lückenbüßern auffüllen. Da hätte man sich was einfallen lassen können um für X Münzen irgendwas sinnvolles kaufen zu können. Oder zumindest pro Münze eine Karte austauschen zu können etc. Da muss ich später mal den Hauself fragen, ob der da was Hausregeln kann.
Das mit der Qualität des Materials muss aber an der deutschen Ausgabe liegen. Unser englisches Exemplar hat durchgängig gute Pappcounter die sich auch nicht abnutzen. Auch von unterschiedlichen Rückseiten kann ich bei der USAopoly-Version nicht berichten. Hat KOSMOS da vielleicht ein wenig geschlurrt?