Kuhfstein – Pitoreske Idylle mit Kühen

Kuhfstein

Bei Schmidt sind wohl die Wortspiele ausgebrochen. Während ich e-Mission noch ganz gelungen fand, wird es mit Ku(h)fstein dann doch ein bisschen zu hart an der Wortspielfront. Der Holzhammer lässt grüßen. Der Ort und die Gegend rund um Kufstein, die das Spiel zum Vorbild nimmt, liegen in Österreich. Genauer gesagt in Tirol und ist berühmt für seine schöne hügelige Landschaft mit Wäldern und Seen vor dem Bergpanorama. Also im Prinzip das, was wir auch auf der Schachtel vorfinden nur nicht ganz so kitschig. Bisher muss ich leider sagen, bin ich mit den Spielen von Rita Modl leider nie ganz warm geworden. Kuhfstein jedoch ist für mich bisher ihr bestes Spiel, das sage ich gleich mal ganz frei heraus. Nun braucht das natürlich noch eine Einordnung, weil die Aussage allein ja nicht viel bedeutet. Wenn ich alle ihre Spiele bisher ziemlich mies fand, ist Kuhfstein vielleicht eher so mittelprächtig, oder waren alle Spiele von ihr für mich bisher mittelprächtig, haben wir hier womöglich eine kleine Perle vor uns. Ich versuche mal etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Worum geht es?

Kuhfstein ist ein Legespiel, bei dem wir vor uns eine Auslage aus Plättchen bilden. Diese gehören fünf Landschaftstypen an und wir versuchen Handkarten auszuspielen, die uns mit Punkten belohnen. Um das tun zu können müssen wir die abgebildeten Formen vor uns liegen haben. Hinzu kommen bestimmte hervorgehobene Felder, auf die wir Kühe unserer kleinen Herde einsetzen müssen. Können wir das nicht, müssen wir die Kühe erst zurück in den Stall holen. So entwickelt sich ein spannender Wettlauf um die beste Möglichkeit zu punkten.

Kuhfstein – Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie geht das ab?

In die Mitte des Tisches legen wir das Punktebrett, auf dem wir unsere Marker platzieren und während des Spiels unsere Punkte zählen. Das Spiel endet sobald jemand das Ende von 65 Punkten erreicht oder überschreitet. Die Runde wird allerdings noch beendet. Auf dieser Punkteleiste gibt es drei austauschbare Felder auf denen Belohnungen auf uns warten. Hier dürfen wir zum Beispiel eine Extra-Aktion machen oder aber erhalten eine weitere Kuh für unsere Herde.

Neben dieses Punktebrett breiten wir die Auslage für den Markt aus. In diesem gibt es einerseits Plättchen, aber auch Handkarten. Von den Plättchen liegen offen fünf aus, die wir verdeckt von den Stapeln ziehen, die als Vorrat bereitgelegt werden. Handkarten gibt es nur vier in der Auslage. Alle Spieler*innen bekommen ebenfalls eine Handkarte verdeckt vom Stapel auf die Hand und bekommen zwei Siegpunkteplättchen. Erst am Spielende müsst ihr euch für eines der zwei entscheiden. Als letztes werden noch Bäume in die Mitte als Vorrat gelegt. Diese sind anhand der Spieler*innenzahl abgezählt und sehr begrenzt.

Kuhfstein – Auslage mit Karten und Plättchen / Foto: Spieltroll

Das Spiel ist schnell erklärt und lässt sich auch flott spielen, wenn kein*e zu großer Grübler*in mit am Tisch sitzt. Sind wir an der Reihe, so dürfen wir zwei Aktionen machen. Es gibt vier verschiedene Aktionsmöglichkeiten und wir dürfen auswählen wie wir möchten, also auch durchaus eine Aktion doppelt ausführen. Diese vier Möglichkeiten sind:

  1. Plättchen nehmen und ausspielen
  2. Handkarte nehmen
  3. Handkarte ausspielen
  4. Herde zurückholen
Kuhfstein – Karte ausspielen / Foto: Spieltroll

Nehmen wir ein Plättchen aus der Auslage, so müssen wir es auch sofort vor uns wieder auslegen. Dabei müssen wir das Plättchen orthogonal an ein bereits ausliegendes anlegen. Die Plättchen sind viereckig verzerrt, was keinerlei Sinn ergibt aber natürlich besonders aussieht. Die Plättchen sollten gemäß unserer Handkarten ausgelegt werden. Diese erfordern bestimmte Formen an Plättchen mit bestimmten Plättchen-Sorten an bestimmten Stellen. Sollten wir durch das Auslegen entweder ein „Quadrat“ von vier unterschiedlichen oder vier gleichen Sorten auslegen, so dürfen wir einen Baum aus dem Vorrat nehmen und ihn auf den Mittelpunkt der vier Plättchen stellen. Für einen Baum erhalten wir sofort fünf Punkte.

Kuhfstein – beide Möglichkeiten einen Baum zu erlangen / Foto: Spieltroll

Sollten wir uns für eine Handkarte entscheiden, so wählen wir eine aus der Auslage und nehmen sie auf die Hand. Die Karten zeigen Formen von Plättchen. Mindestens zwei bis hin zu fünf. Einige dieser Plättchen sind vollfarbig, andere nur abgeschwächt sichtbar. Wir können als weitere Aktion auch eine Karte ausspielen. Wollen wir das tun, so müssen wir diese Form in unserer Auslage vorfinden. Die farbigen Plättchen müssen dabei genau an den angegebenen Stellen vorhanden sein. Die anderen Plättchen brauchen wir ebenfalls in unserer Auslage, nur ist völlig egal welche Sorte von Plättchen da ausliegt. Auch können sich natürlich weitere Plättchen daneben befinden. Als zweiter Schritt zum Ausspielen gehört noch, dass wir auf den farbigen Plättchen Kühe in die Auslage aus unserem Vorrat stellen müssen. Haben wir keine Kühe mehr, so kommt die vierte Aktionsmöglichkeit zum tragen. Wir dürfen eine Karte nämlich nicht ausspielen, wenn wir nicht genau auf diese Plättchen Kühe stellen können. Also müssen wir ab und zu eine Aktion dafür ausgeben, die Kühe zurück in unseren Vorrat zu rufen.

Kuhfstein – Kühe in der Auslage / Foto: Spieltroll

Damit wäre Kuhfstein dann assch eigentlich komplett umrissen. Sobald wir auf dem Punktetableau über die Bonusfelder schreiten erhalten wir eine Bonusaktion oder eine weitere Kuh für unsere Herde und sobald jemand 65 Punkte erreicht hat, ist Schluss nachdem alle gleich oft an der Reihe waren.

Das Fazit

Zeit für die versprochene Einordnung. Kuhfstein erfindet das Rad nicht neu und vor allem das Legespiel-Genre nicht, welches sich momentan zwar in einer Art Renaissance befindet, aber von Kuhfstein nur am Rande geschnitten wird. Was es mir aber tatsächlich sympathisch macht, ist die Mischung aus sehr simplem Spielablauf, der so familienfreundlich ist, wie es nur geht und der doch vorhandenen Verzahnung der einzelnen Aktionen zu einem nicht ganz so seichten Ganzen. Soll heißen: Familienspiel das auch Vielspieler*innen zunächst nicht abschreckt. Auf Dauer könnte es aber ein wenig zu eintönig werden. Die Abwechslung entsteht nur durch die austauschbaren Bonusfliesen auf dem Punktebrett und die Zielplättchen.

Kuhfstein – Punktebrett mit Bonusplättchen / Foto: Spieltroll

Apropos Zielplättchen, die erzeugen bei mir insgesamt den Eindruck nicht ganz fair zu sein. Es gibt zum Beispiel das 13+Plättchen Ziel, welches ich viel zu gut finde. Es bringt im Verhältnis zur Schwierigkeit einfach zu viele Punkte. Genau anders verhält es sich mit dem Baumziel-Plättchen, welches geradezu lächerlich wenige Punkte einbringt, wenn du bedenkst wie schwierig es umzusetzen ist. Ich hatte bisher ziemlich oft das „Glück“ dieses Plättchen zugelost zu bekommen und konnte es nie erfüllen. Meistens ist es relativ schnell klar, dass dieses Ziel nicht zu erfüllen ist, dafür gibt es einfach zu wenige Bäume. Das Missverhältnis wird sofort klar, wenn du dir vor Augen führst, dass du für das Baum-Ziel zwölf Plättchen auslegen musst und weniger Punkte erhältst, wie für die 13 Plättchen des anderen Ziels.

Kuhfstein – Zielplättchen / Foto: Spieltroll

Insgesamt ist hier im Detail also nicht alles Gold was glänzt, aber ich bin dennoch nicht enttäuscht von dem Spiel, welches mir im Kern gut gefällt und, wie zu Beginn gesagt, für mich das bisher beste Spiel von Rita Modl darstellt. Mir gefällt also das was wir hier tun sehr gut. Das wie wir das tun, also die Optik, hat leider Licht und Schatten.


  • Verlag: Schmidt Spiele
  • Autor(en): Rita Modl
  • Illustrator(en): Stefan Sonnberger
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler*innen
  • Dauer: 45 Minuten

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