Skellig Games haben in den vergangenen Jahren ein echtes Händchen besessen, wenn es darum ging sich gute Lizenzen für Umsetzungen auf dem deutschen Markt zu sichern. Santa Monica, Die Insel der Katzen, Cryptid und das erst kürzlich von mir reviewte Brew, um nur ein paar zu nennen. Einige dieser Spiele sind echte Hingucker und alle verfügen über hervorragendes Material. Eines der grafisch wirklich tollsten Spiele der letzten Jahre war für mich Honey Buzz von Elf Creek Games. Dies löste in mir den gleichen Reflex aus, wie seinerzeit Everdell, als ich erste Bilder sah. Umso stärker wurde das Interesse, als sich dann durch Besprechungen im englischen Raum herausstellte, dass hinter dem niedlichen Äußeren auch ein gutes Spiel zu stecken schien. Glückwunsch Skellig Games, hier scheint wieder alles richtig gewesen zu sein oder lassen sich doch ein paar Haare im Honig finden? Was genau ist Honey Buzz eigentlich für ein Spiel? Oder ist das Thema dem Bienenhype bei Brettspielen vor ein paar Jahren zu verdanken? Fragen über Fragen die ich versuchen möchte zu beantworten.
Worum geht es?
Um Knallharte Bienenwirtschaft. Die Spieler*innen spielen in diesem Worker-Placement/Legespiel/Wirtschafts-Mix Buchhalterbienen, die für ihren Bienenstock und ihre Majestät das beste aus dem Honig herausholen sollen. Hier wird nicht nur der Bienenstock ausgebaut und das Bienenvolk entwickelt, nein, hier wird auch Nektar gesammelt, in Honig verwandelt und dann an geneigte Käufer auf dem Bienenmarkt verkauft. Diejenige Buchalterbiene, die es schafft ihren Stock zum wirtschaftlich erfolgreichsten zu machen und ganz nebenbei an Wettbewerben der Königin teilzunehmen, darf zukünftig den lukrativen Wirtschaftszweig für die Königin leiten. Soll heißen, wer das meiste Geld verdient gewinnt.
Wie läuft das ab?
Also, Honey Buzz ist ein Spiel das über wahnsinnig viel unterschiedliches Spielmaterial verfügt. Jetzt könnte jemand auf den Gedanken kommen, dass es sich dann wohl um ein recht komplexes Spiel handelt. Dem ist aber nicht so, Honey Buzz ist ein Kennerspiel ohne Frage, aber schaust du dir den Inhalt der Schachtel an, bist du erstmal ein wenig abgeschreckt und könntest leicht denken, hier kommt ein zweistündiges Expertenspiel auf dich zu.
Honey Buzz besteht grundsätzlich erstmal aus zwei Spielbrettern auf denen aber gar nicht soviel des Spiels stattfindet. Zum einen ist da der Bienenstock-Plan, auf dem die unterschiedlichen Wabenplättchen ausliegen und auf dem die Spieler*innen im Spielverlauf ihrer Arbeiter-Beeple einsetzen. Der zweite Plan ist der sogenannte Waldland-Plan und auf diesem befindet sich der Marktplatz bin den Honigpreisen, eine Ablage für die Bestellungskarten der Waldbewohner sowie eine Fläche die für die Spieler*innen als Wiese fungiert, auf der Nektarplättchen eingesammelt werden können. Ein großer Teil des Spiels findet aber direkt vor den Spieler*innen statt, wo diese sich ihren eigenen Bereich des Bienenstocks mit Wabenplättchen aufbauen. Zum Spielstart verfügt jeder über die gleichen Wabenplättchen und je nach Spiel und Schwierigkeitsgrad wird eine Aufbaukarte gezogen und diese Waben exakt so aufgebaut. Im weiteren Spielverlauf besteht die Aufgabe der Spieler*innen mehr oder weniger darin, diesen Bereich sinnvoll auszubauen und durch bestimmte Aktionen, die durch das Anlegen neuer Teile ausgelöst werden Geld zu verdienen, um am Ende den besten Verdienst vorzuweisen.
Jede*r Spieler*in bekommt außerdem ein eigenes Tableau, auf dem das eigene Spielmaterial, wie die Beeple, das Geld und der sogenannte Fächer-Marker gelagert werden kann.
Die Wabenplättchen müssen sortiert werden, denn es gibt sechs verschiedene. Jedes Wabenplättchen besteht aus zwei zusammenhängenden Hexfeldern. Eines ist immer leer und auf dem anderen eins von sechs unterschiedlichen Symbolen. Für jede Wabenart gibt es ein eigenes Feld auf dem Bienenstock-Plan. Die Wabenplättchen weisen zusätzlich zum Symbol noch auf beiden Seiten mittig je zwei Ränder auf, die orange gefärbt sind, die eine wichtige Bedeutung im Spielverlauf haben. Die Nektarplättchen weisen diesen Rand ebenfalls auf, bei ihnen ist er nur verschieden ausgeprägt. Insgesamt gibt es vier verschiedene Sorten Nektar und die Plättchen werden verdeckt gemischt. Die Plättchen werden auf die Wiese des Waldland-Plans gelegt und anschließend umgedreht. Neben dieser Weise befinden sich vier Startfelder für die Sammelmarker der Spieler*innen. Im Spielverlauf fliegen die Bienen der Spieler*innen über die Wiese und sammeln den Nektar.
Unter dem Markt, auf dem die Preise für die vier Honigsorten, sowie für Blütenpollen angegeben sind, werden vor Spielbeginn drei Stapel mit Bestellungskarten von den Waldbewohnern ausgelegt. Diese Stapel werden je nach Spieler*innenzahl mit großen und kleinen Bestellungen gebildet. Insgesamt drei Stapel liegen so offen aus.
Ist ein*e Spieler*in an der Reihe, so kann generell eine von zwei Möglichkeiten ausgeführt werden. Entweder wird ein Wabenplättchen genommen oder aber alle Arbeiterinnen werden zurückgerufen. Im ersten Fall passieren der Reihe nach drei Dinge. Zuerst werden Beeple in einem Feld des Bienenstocks eingesetzt. Das Spiel bezeichne das als eine Bienenreihe bilden und das hat den folgenden Hintergrund. Ist das Feld des Bienenstocks leer, welches benutzt werden soll so beginnt die Spieler*in eine neue Bienenreihe mit einem einzigen Beeple. Sollte bereits ein Beeple in dem Feld liegen, so müssen zwei Beeple aufeinandergestapelt daneben gelegt werden. Das wird immer weiter so mit einem Beeple mehr fortgesetzt. Die Aktion kann natürlich nicht ausgeführt werden, wenn nicht genügend Beeple vorhanden sein sollten. Nach dem Einsetzen wird ein entsprechendes Wabenplättchen genommen und muss nun ins eigene Wabennetz eingebaut werden. Dazu muss das neue Plättchen ein bereits liegendes berühren. Wichtig ist, das diese sich an den gelben Plättchenrändern berühren. Jedes Wabenplättchen hat genau vier gelbe Ränder. Die Spieler*innen versuchen die Wabenplättchen in der Regel so aneinanderzulegen, dass irgendwann leere Waben entstehen, die komplett von Wabenplättchen umschlossen sind. Sollte das in einem Zug passieren, so werden alle Aktionen ausgelöst, die mit Symbolen auf den umliegenden Waben dargestellt sind. Die Reihenfolge ist beliebig und ich komme gleich zu den Aktionsmöglichkeiten.
Zunächst möchte ich jedoch noch auf die zweite Möglichkeit des Zuges, das Arbeiterinnen zurückholen, zu sprechen kommen, denn auch hier passieren zwei Dinge. Erstens werden alle Arbeiterinnen desjenigen zurückgeholt, der oder die die Aktion ausgelöst hat und danach darf der Sammelmarker auf der Wiese um ein Feld bewegt werden. Der Marker wird dabei nur bewegt und es darf nichts eingesammelt werden. Auch dazu gleich mehr.
Wie bereits erwähnt zeigen die Waben sechs verschiedene Symbole und damit gehen sechs unterschiedliche Aktionen einher. Vier dieser Aktionssymbole befinden sich bereits auf unseren Startwaben: Sammeln, Produktion, Kinderstube und Dekret. Markt und Buchführung finden sich unterdessen nur auf den Waben im Bienenstock.
Mit der Aktion Sammeln kommen wir gleich zurück zur Wiese und unserem Sammelmarker. Durch diese Aktion dürfen wird den Marker bewegen. Ein Feld ist gratis, aber für zwei Münzen pro Feld können wir die Bewegung verlängern. Der Marker darf sich nur orthogonal über die Wiese bewegen. Endet unsere Bewegung auf einem Nektar, so dürfen wir diesen einsammeln, wenn wir über eine leer Wabe verfügen, die das Randmuster dieses Honigs zeigt. Ihr erinnert euch an die orangefarbenen Ränder? Genau um diese geht es jetzt. Das Muster muss identisch sein. Jede der vier Honigsorten hat ihr eigenes. Stimmt es überein, dürfen wir das Plättchen einsammeln und müssen es in unser Wabennetz legen. Endet unsere Bewegung auf einem leeren Feld, oder ist es der falsche Nektar für unsere freien Waben, so sammeln wir einen pollenmarker ein.
Die Produktionsaktion ist ebenfalls recht simpel. Wir dürfen unseren Fächer-Marker auf ein beliebiges freies Feld in unserem Wabennetz legen und alle benachbarten Nektarplättchen produzieren sofort Honig. Wir nehemn uns einen entsprechenden Marker für die richtige Honigsorte pro Nektarfeld aus dem Vorrat. Zu beachten ist, das auf jedem Feld nur ein Honig liegen darf. Felder produzieren also keinen Honig, wenn auf dem Nektarplättchen bereits Honig liegt. Danach wird der Fächer wieder entfernt.
Mit der Marktaktion dürfen wir eine von zwei Transaktionen durchführen. Entweder wir verkaufen an den Markt und in diesem Fall nehmen wir eine Honigart oder Pollen und verkaufen beliebig viele Marker diesen Typs zum markierten Preis auf dem Markttableau. Geld wird dem Vorrat entnommen, die Honig- oder Pollenmarker kommen zurück in den Vorrat und der Preis am Markt wird dauerhaft um eine Position gesenkt. Sollte ein Wert nicht weiter sinken können, wird stattdessen ein beliebiger anderer Wert gesenkt. Die zweite mögliche Transaktion ist die Erfüllung einer Bestellung. Dazu wird eine der offenen Bestellungskarten gewählt, die verlangten Marker werden abgegeben und die Karte vor einem platziert, denn sie ist am Spielende Bonuspunkte wert. Zusätzlich ist unter jedem der Bestellstapel eins der sechs Aktionssymbole abgebildet und die Spieler*in darf eine entsprechende bonusaktion ausführen.
Die Kinderstubenaktion dient dazu neue Arbeiterinnen zu erhalten. Ein Beeple wird aus dem persönlichen Vorrat in die Kinderstube gelegt und wenn die Arbeiterinnen zurückgerufen werden, werden auch alle Beeple aus der Kinderstube mit zurückgeholt. Die Buchführungsaktion ist ähnlich simpel, denn hier bekommen die Spieler*innen einfach fünf Münzen. Das Dekret ist eine Jokeraktion mit der eine der anderen fünf Aktionen ausgeführt werden darf.
Im Prinzip ist das schon alles. Die Spieler*innen nehmen Züge bis entweder vier der fünf Marktspalten nicht weiter sinken können oder aber zwei der drei Bestellstapel leer sind. Als letztes Element gibt es noch drei Auftragskarten (Wettbewerbe der Köngin) für die wir zusätzliches Geld bekommen können. Am Ende gewinnt der- oder diejenige mit dem meisten Geld. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass es noch eine Profivariante gibt, in der die Wiese die ganze Zeit verdeckt ist und auch ein Solomodus, den ich aber nicht getestet habe, ist mit von der Partie.
Das Fazit
Honey Buzz ist wahrscheinlich eines der hübschesten Spiele der letzten Jahre, wenn man auf diese zuckersüßen Bienengrafiken steht. Das ganze Spiel ist von oben bis unten hübsch verziert und als besonderes Highlight soll nicht unerwähnt bleiben, das Anne Heidsieck sogar auf den Seiten des Kartons ihre Bienen andere Spiele von Skellig hat spielen lassen. Soetwas habe ich in der Art noch auf keinem anderen Spiel gesehen.
Aber hübsch ist natürlich nur ein Aspekt. Viel wichtiger ist, ob Honey Buzz auch ein gutes Spiel ist und das kann ich eindeutig bejaen. Für mein empfinden ist es sogar ein hervorragendes Spiel, das mich in der Erstpartie völlig kalt erwischt hat, weil es einige Dinge auf den ersten Blick gar nicht offenbart und einen mit seinem Äußeren durchaus auf falsche Fährten führt. Die Erstpartie habe ich mit meiner Frau absolviert und während ich mir noch überlege, was ich in den nächsten Zügen so machen werde, um irgendwann zum Erfolg zu kommen, ist das Spiel urplötzlich vorbei, weil meine Frau natürlich wieder alles viel schneller durchdrungen hat als ich und mich so dermaßen vernichtet hat, das ich ziemlich fassungslos am Tisch saß. Mir war einfach überhaupt nicht klar, wie schnell dieses Spiel beendet sein kann. Honey Buzz ist also ein knallhartes Spiel, bei dem die Spieler*innen immer auf der Hut sein müssen. Die Spieldauer ist mit 45 bis 90 Minuten angegeben, aber ich muss sagen unsere Partien haben selten länger als 45 gedauert. Einige waren schon nach 35 bis 40 beendet.
Die Mischung macht hier einfach das Spiel. Das Workerplacement ist noch relativ gewöhnlich, Alle Aktionen sind immer zugänglich werden aber immer teurer, wenn schon vorher Mitspieler*innen oder auch ich selbst da war. Das Legespiel mit den Waben und die sich daraus ergebenen Aktionsrunden, wenn ich eine leere Wabe bilden konnte sind aber ziemlich cool. Wer da geschickt gute Kombinationen hinlegt, der kann recht schnell Vorteile gewinnen. Dann ist da natürlich noch die Wiese auf der wir uns den richtigen Nektar sichern müssen um Honig zu produzieren. Ein sehr interessantes Gesamtpaket das ich so auch noch nicht gesehen habe. Insgesamt ein recht einfaches Spiel, bei dem aber viel geplant werden muss und das du echt verlierst, wenn du nicht aufpasst. Durch geschicktes ausnutzen der Aktionen kann es durchaus vorkommen, das jemand in einem Zug alles auf einmal macht. Sammeln, produzieren und verkaufen, direkt hintereinander weg, dann eine Bonusaktion und nochmal verkaufen. Schwupps sind die Bestellungskarten auf zwei Stapeln alle. Spiel vorbei. Geht ganz schnell! Trotz der Einfachheit richtet sich Honey Buzz eindeutig an Vielspieler*innen.
Also alles gut oder? Äußeres chic, Spielerisch gut, gibts auch Haare im Honig? Ein paar Kleinigkeiten stören mich dann doch, aber das sind wirklich nur Kleinigkeiten. Der Fächer zum Beispiel ist ziemlich überflüssig und wirkt wie ein Überbleibsel. Wer sich nicht merken kann welchen Honig er produziert, dem ist wahrscheinlich nicht zu helfen. Felder auf denen Honig liegt, produzieren sowieso keinen und in der Regel kommt eh nur das profitabelste Feld in Frage und die Aktion ist schnell abgehandelt. Wozu also erst umständlich das Feld markieren? Ein etwas seltsamer Punkt sind für mich auch die Bestellungen, die es in große und kleinen Varianten gibt. Der Unterschied ist einfach die Menge des benötgten Honigs. Allerdings ist der Erlös seltsam liegt er doch bei kleinen Bestellungen bei 7 bis 9 Münzen und bei großen bei 8 bis 10. Es gibt also durchaus Glück bei diesen. Denn wenn ich einen kleinen für 9 Münzen mit nur zwei Sorten Honig erfüllen kann, habe ich schon einen kleinen Vorteil. Auch die Wettbewerbe der Königin sind Münztechnisch so stark, dass sie nciht ignoriert werden sollten.
Insgesamt ist Honey Buzz für mich aber ein wirklich tolles Spiel, das fest in unsere Sammlung eingezogen ist. Besonders die Spieldauer hat uns echt überrascht.
- Verlag: Skellig Games
- Autor(en): Paul Salomon
- Illustrator(en): Anne Heidsieck
- Erscheinungsjahr: 2022
- Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
- Dauer: 45 – 90 Minuten
2 Gedanken zu „Honey Buzz“