Was spielst du so? – Januar 2023

Ende letzten Jahres war bei uns leider wenig Zeit zum Spielen. Ich hatte darüber im letzten Monatbeitrag geklagt. Im Januar war aber endlich mal wieder etwas mehr Zeit ausgiebig dem Hobby nachzugehen. Tatsächlich kamen dabei diverse Neuheiten auf den Tisch, die sich hier durch die Spieleflaute im Dezember bei uns angesammelt haben. Wir probieren zwar nicht alles aus, aber im Ausklang des letzten Jahres gab es noch so einige neue Spiele, die wir unbedingt spielen wollten. Zusätzlich kamen auch noch zwei Titel aus der Spieleschmiede, die wir allerdings noch nicht spielen konnten. Nebenbei versuchen wir auch immer noch Schlafende Götter etwas weiter zu erforschen, aber dieses Spiel ist ein Inhaltsmonster. Wirklich krass wieviel sich Herr Laukat da ausgedacht hat und sein nächstes großen Spiel klingelt schon wieder an der Haustür. Ansonsten ist recht wenig passiert, außer das ich momentan einem guten alten Bekannten wieder mehr Zeit widme und damit möchte ich meinen Monatsbericht beginnen.

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First Rat – Vom Schrottplatz zum Mond

First Rat

Das italienische Autorentrio Brasini, Gigli und Luciani dürfte vielen von euch durchaus bekannt sein. Allerdings stehen diese Namen eher für einen gehobenen Schwierigkeitsgrad im Eurogamesegment. Titel wie Lorenzo il Magnifico, Coimbra, Alma Mater, Grand Austria Hotel oder auch der neuerliche Brecher Golem dürften vielen ein Begriff sein. Virginio Gigli steckt nun aber auch hinter diesem Spiel, das von Außen erstmal wie Kinderspiel wirkt. Gemeinsam mit Gabriele Ausiello hat er First Rat entwickelt. Ein Laufspiel, bei dem die Spieler*innen über eine Reihe von Feldern versuchen ein Ziel zu erreichen. Früher wurde ein Würfel benutzt um eine zufällige Anzahl von Feldern zurückzulegen und meist passierte etwas auf den Feldern. damit kannst du aber heutzutage niemanden mehr hinter dem Ofen vorlocken und so wurde hier mit viel Liebe zum Detail ein Spiel kreirt, dass viele durch seine Aufmachung und sein zugrundeliegendes Spielprinzip erstmal ganz schön in die Irre liefen ließ. Ja, ich spreche da durchaus von meiner persönlichen Erfahrung. Mein erster Blick auf das Spiel war tatsächlich voller Vorurteile und ich musste mich erst davon überzeugen First Rat eine Chance zu geben. Deshalb erhebe ich an dieser Stelle den Zeigefinger und sage euch: „Seid nicht so doof wie ich, sondern aufgeschlossen!“ Es lohnt sich eigentlich meistens.

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Mehr heimliche Helden – Brettspiel Illustratoren Teil 2

Lange angekündigt und nie dazugekommen es zu veröffentlichen, lag der zweite Teil zu meinem Artikel über Brettspiel-Illustratoren, die mir persönlich besonders gut gefallen, in der Schublade. Nun ist die Zeit aber gekommen, denn über Weihnachten gab es einige persönliche Terminverschiebungen, so dass ich ein wenig Extrazeit hatte mir nochmal Gedanken über den Beitrag zu machen. Im Juni 2019 ging der erste Teil hier online und seitdem ist eine Menge passiert. Damit meine ich nicht nur in der großen, weiten Welt, sondern auch in der vergleichsweise kleinen Brettspielwelt. Damals habe ich den Beitrag geschrieben, weil ich fand, dass die Illustratoren zu wenig Würdigung erfahren, für mich aber immer auch ein wichtiger Teil des Gesamteindrucks sind. Seinerzeit war Carpe Diem ein Aufreger in der Szene, da Alea und Ravensburger so wenig Wert auf das Material, die Optik und letztendlich auch auf die Qualität ihres Spiels gelegt haben, dass überall Kopfschütteln für das an sich tolle Spiel von Stefan Feld aufkam. Natürlich bewies Kickstarter auch, dass es deutlich anders ging und Flügelschlag, gegen das Carpe Diem zum Kennerspiel des Jahres nominiert wurde, zeigte ganz deutlich, dass es auch anders geht.

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Dorfromantik: Das Brettspiel

Dorfromantik – Das Brettspiel

Was klingt als wäre es der Versuch eines Bauern in Hintertupfing im Heuschober eine Atmosphäre für einen leidenschaftlichen Eroberungsversuch zu starten, entpuppt sich allerdings, trotz des dämlichen Titels, als kleines kooperatives Meisterstück. Der Anhang „Das Brettspiel“ deutet es bereits an. Für diejenigen, die es nicht wissen, weil sie selten in virtuellen, digitalen Welten unterwegs sind, sei erwähnt, das Dorfromatik die Brettspielumsetzung eines Computerspiels ist, das ein Legebrettspiel zum Thema hat. Angemessen verwirrt? Ist nicht schlimm, ich kläre euch mal auf. Dorfromantik ist ein Computerspiel, dass von vier Absolventen der HTW Berlin entwickelt wurde und diese wollten in ihrem Masterstudiengang ein gemeinsames Projekt in Angriff nehmen. Heraus kam dabei Dorfromantik, dass auf bekannten Legespielen, wie Carcassonne basiert und für einige Begeisterungsstürme während der Pandemie sorgen konnte. Viele Spieler*innen nutzten das Spiel, um ein wenig runterzukommen und den Alltag vergessen zu machen. Der Lohn für die vier war der deutsche Computerspielepreis in den Kategorien Bestes Game Design und Debüt. Lukas Zach und Michael Palm hatten wohl ein ähnliches Projekt in Arbeit und haben nun zusammen mit Pegasus die tatsächliche Brettspielumsetzung auf den Markt geworfen. Das Spiel ist leider aktuell ausverkauft gilt aber schon bei vielen als heißer Anwärter für das Spiel des Jahres. Mein Orden ist euch sicherlich auch nicht verborgen geblieben, also erkläre ich euch mal, was ich an Dorfromatik so gut finde. Der Titel ist es jedenfalls nicht.

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Beer & Bread – Heute back ich, morgen brau ich

Beer & Bread

Nein, bei Beer & Bread haben wir es mitnichten mit einem Märchenspiel zu tun. Hier geht es tatsächlich „nur“ um Brot und Bier wie es der Titel aussagt. Rein zufällig ist Beer & Bread auch das zweite Spiel innerhalb von einer Woche, dass mir von Scott Almes in die Finger kommt. Das erste Tiny Epic Dungeons war für mich gelinde gesagt eine Enttäuschung und dort schrieb ich auch davon, dass mich der Autor mit noch keinem seiner Spiele so richtig überzeugen konnte. Also auf zum nächsten Versuch und die Voraussetzungen sind erstmal gar nicht so schlecht, denn Beer & Bread ist ein reines Spiel für Zwei und es ist ein Eurogame. Das klingt doch erstmal schon ganz gut. Deep Print Games ist der Verlag der hinter dem Spiel steckt und alles, was ich für Scott Almes gesagt habe, gilt auch für diesen Fall. Noch keines der Deep Print Games hat mich komplett überzeugen können. Aber ich finde ihr Ansatz, auf die Ökologie wert zu legen, einen, den es zu fördern gilt.

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Voll auf die 18 – Das Känguru Kartenspiel mit Würfeln!

Voll auf die 18

Komisch, kooperativ und kaotisch verspricht Voll auf die 18 laut seines Untertitels zu sein. Marc-Uwe Kling hat erneut ein Spiel herausgebracht und in diesem versuchen die Spieler*innen, in den bekannten Rollen von Klings Käguru-Chroniken, Nazis mit Argumenten zu überzeugen, um die Welt ein klein wenig besser zu machen. Ob das gelingt kann ich euch nicht sagen, aber was ich gut finde ist die Tatsache, dass dieses Spiel von allen Beteiligten als ein Herzensprojekt angesehen wurde und sämtlicher Gewinn aus dem Verkauf des Spiels an Organisationen gespendet wird, die sich gegen Rassismus engagieren. Schaut gerne mal bei der Opferperspektive e.V., der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin und der Amadeu Antonio Stiftung vorbei, um euch zu informieren, denn das sind die Organisationen, die von Voll auf die 18 profitieren sollen. Marc-Uwe Kling wäre aber nicht Marc-Uwe Kling, wenn dieses Spiel nicht auch seinen speziellen Humor hätte und einem ganz nebenbei auch noch 100 Argumente gegen Nazis bieten würde. Ach ja, das Spiel ist appgesteuert, bzw. benötigt einen Timer und der bringt mit der App erst den richtigen Druck mit sich: Aaaachtuungg!

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Black Rose Wars – Abrissparty in der Magierakademie

Freunde, hier haben wir etwas ganz Besonderes vor uns. In Duellspielen kennen wir sie ja, diese fiese, negative Interaktion, wo wir uns gegenseitig so sehr die Hölle heiß machen, um den anderen zu vernichten. Das musst du mögen, sonst gibt es Frust, deshalb sind Partien solcher Spiele meist auch nicht so superlang, damit du die Chance nutzen kannst gleich nochmal zu verlieren. Spielst du sowas über zwei Stunden oder länger, dann kann das mitunter schmerzhaft sein. Black Rose Wars schafft etwas ganz Seltenes. Hier bekämpfen wir uns gegenseitig bis aufs Blut. Du erschießt deinen Kumpel mit einem Feuerball und bekommst von der Seite durch einen beschworenen Dämonen aufs Fressbrett. Währenddessen zieht deine Frau drei Räume weiter ein Ritual durch und lässt die Grundmauern des Gebäudes erschüttern. Hier bekommst du es von allen Seiten, teilst aber auch überall hin aus. Ein wahres Schlachtfest, aber eines mit Stil und Tiefgang. Herzlich willkommen in der Black Rose, der Magierakademie in der immer mal wieder die Fetzen fliegen und das erfreulicherweise auch durchaus mit mehr als zwei Spieler*innen.

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Endless Winter – Überlebe die letzte Eiszeit

Endless Winter

Endless Winter hat eine etwas längere Kickstartergeschichte hinter sich und wurde schon sehr lange erwartet. Woran es genau lag, dass es dann so lang dauerte, bis Endless Winter das Licht der Welt erblickte, entzieht sich meiner Kenntnis und ist mir auch egal, aber auf der diesjährigen SPIEL gab es dann hier und da nochmal Unmut, da verschiedene Verlage das Spiel inzwischen unter ihre Fittiche genommen hatten, wie zum Beispiel Frosted Games. Diese vertreiben es über Pegasus und deshalb war Endless Winter wohl auf der SPIEL schon überall zu bekommen, während es die Backer noch nicht bekommen hatten. Das ist natürlich für diese unschön, da sie es, im Sinne des Crowdfunding, überhaupt erst möglich gemacht hatten, zu veröffentlichen. Nicht schön für diese, aber gut das es nun da ist und die lange Wartezeit ein Ende hat. Frosted Games hat nicht nur das Grundspiel lokalisiert, sondern auch gleich mehrere Erweiterungen zusammen mit dem Grundspiel auf den Markt geworfen. Bei soetwas bin ich inzwischen sehr vorsichtig geworden, denn in den meisten Fällen braucht es eigentlich gar keine Erweiterungen und wer Endless Winter erstmal aufgebaut hat und die ganze Pracht vor sich sieht, will vielleicht auch gar nicht noch mehr auf dem Tisch haben. Aber dazu gleich mehr.

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Everdell – Bellfaire Erweiterung

Everdell: Bellfaire Erweiterung

Everdell kleckert bekanntlich nicht, Everdell klotzt! Optisch und auch spielerisch ist das niedlich wirkende Spiel um die Waldbewohner inzwischen ein wahres Schwergewicht in der Spieler*innenschaft. Erweiterungen sind natürlich die logische Konsequenz und mit Bellfaire erschien schon mitten in der Pandemie die erste, die sich gut in das Spiel einfügte und für erfahrene Everdellspieler*innen neues Futter bereit hielt. In diesem Jahr sind zwei weitere hinzugekommen, von denen es hier heute um die etwas andere Erweiterung gehen soll. Spirecrest haben wir zu meiner Schande immer noch nicht ausprobiert, weswegen ich bisher auch noch keine Review dazu verfasst habe. Bellfaire ist nun aber an der Reihe und bietet ein Modul für jede Gelegenheit, denn sie ist im Gegensatz zu den beiden anderen Erweiterungen, keine, die gewaltige spielerische Änderungen mit sich bringt, sondern hier und da etwas neues hinzufügt, wenn es denn gewünscht ist.

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Merchants Cove – Hohe Erwartungen an Asymmetrie

Merchants Cove

Wie so oft ist Merchants Cove ein Opfer von überzogen hohen Erwartungen und den daraus resultierenden Enttäuschungen, die sich meist in wiederum überzogenen negativen Kritiken äußern. Sicher, alles was Merchants Cove auf den ersten Blick verspricht: ansprechende Optik und tolles Material, inklusive 3D-Pappbooten und bedruckter Meeple, totale Asymmetrie der spielbaren Charaktere durch komplett eigenständige Mechaniken und Spielmaterial, spricht ersteinmal viele Mitglieder*innen der Expertengilde an und beflügelte ihre Fantasien über einen neuen Spielehit am asymmetrischen Spielehimmel. Aber nicht jedes Spiel kann Root sein und so schlugen viele dieser Zeitgenossen recht unsanft auf dem Boden der Realität auf. Damit wir uns nicht falsch verstehen, Merchants Cove hat zu keinem Zeitpunkt mehr Komplexität vorgetäuscht als es tatsächlich besitzt und Pegasus tun dennoch gut daran, ein Kenner auf diese Schachtel zu drucken, obwohl es das im Grunde eigentlich gar nicht ist. Genügend verwirrt oder neugierig gemacht?

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